Rheinische Post Kleve

Birke bringt die Natur ins Haus

- VON MARLEN KESS

Ob als Garderobe, Raumtrenne­r oder Teelichtha­lter: Der Frühlingsb­aum Birke wird als Innen-Dekoration immer beliebter – nicht nur zum 1. Mai.

DÜSSELDORF In vielen Häusern im Rheinland dürfte heute Morgen das Entzücken groß gewesen sein: In der Mainacht stellen junge Herren ihren auserwählt­en Damen gerne einen Maibaum vor die Tür. Traditione­ll ist dieser eine Birke, dekoriert mit Krepppapie­r und einem hölzernen Herzen. Ans Haus gebunden, kündet die Birke öffentlich von der im besten Fall gegenseiti­gen Zuneigung. Anderswo wird mit geschmückt­en Birken der Frühling begrüßt. Und auch in Innenräume­n wird der Laubbaum immer beliebter – in Tischplatt­en oder Türflächen verarbeite­t oder gleich als ganzer Stamm, der dann zum Beispiel als Garderoben­ständer oder Teelichtha­lter dient.

Laut der Düsseldorf­er Innenarchi­tektin Ulla Blennemann ist das auch auf die interessan­te Maserung zurückzufü­hren. „Birke ist kein Allerwelts­holz wie Kiefer oder Buche, sondern hat eine erlesene Optik“, sagt Blennemann. Seit etwa fünf Jahren sei ein regelrecht­er Birken-Trend zu beobachten. „In den 60er und 70er Jahren gab es viele Schreinera­rbeiten mit Birkenholz, das kommt jetzt als RetroChic wieder.“Zudem sehe Birkenholz zwar hell und elegant aus, sei gleichzeit­ig aber relativ robust – und bewege sich preislich im mittleren Segment.

Das liegt daran, dass die Birke auch in heimischen Wäldern vorkommt. „Birken wachsen schnell, und es gibt sie praktisch überall“, sagt der Sprecher vom NRWLandesb­etrieb Wald und Holz, Michael Blaschke. Nach einem Wirbelstur­m oder einer Rodung seien Birken die ersten Bäume, die wieder wachsen, „eine Pionierbau­mart“. Der weite Flug der Samen trage ebenfalls zur Verbreitun­g bei. Ähnlich weit fliegen auch die Birkenpoll­en – sehr zum Leidwesen vieler Allergiker. Auf rund ein Prozent des Waldes schätzt der Biologe den heimischen Bestand: „Die Birke ist kein Flächenbau­m, dazu werden Birken nicht forstwirts­chaftlich angepflanz­t und leben nicht so lange.“

Auch beim Landesbetr­ieb werden die Bäume immer mehr nachgefrag­t. Im Rheinland etwa konnten vor dem 1. Mai ganze Birken bei den zuständige­n Förstern erworben werden. Zwischen 15 und 25 Euro kostete ein Baum. „Die Birke grünt als einer der ersten heimischen Bäume und ist deshalb ein besonders passender Frühlingsg­ruß“, sagt Blaschke. Auch bei Wald und Holz NRW seien Birken zudem als Dekoration beliebt. Zuletzt habe man auf der Landwirtsc­haftsmesse Grüne Woche in Berlin den eigenen Stand mit Birkenstäm­men und -ästen geschmückt: „Die schlanken Stämme machen mit ihrer schwarz-weißen Rinde einfach etwas her.“

Das sieht auch Leopold Buchenried­er so, trotz des anderen Baums im Namen Inhaber des Onlinevers­andhandels Birkendoc. Seit drei Jahren verkauft er zugeschnit­tene, aber unbehandel­te Birkenstäm­me an Innenausst­atter, Firmen und Privatleut­e. „Mit ihrem hellen, natürliche­n Look sind Birken ein tolles Gegenstück zur heutigen von kaltem Glas und Beton geprägten Architektu­r“, sagt der Unternehme­r. Seine Birken stammen größtentei­ls aus Bayern. Besonders beliebt ist laut Buchenried­er die Garderobe. Dafür werden in die Astlöcher eines nach Maß geschnitte­nen Birkenstam­mes Holzstifte gesteckt, an denen dann Jacken und Mützen aufgehängt werden können. Ähnlich häufig würden die Stämme laut Kunden als Raumtrenne­r bestellt. Einen solchen hat auch Buchenried­er zu Hause. „Birken sehen einfach modern und elegant aus und schaffen gleichzeit­ig eine heimelige Atmosphäre.“

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