Rheinische Post Kleve

Die EU braucht neue Allianzen

- VON MICHAEL BRÖCKER VON GREGOR MAYNTZ VON HENNING RASCHE „AN DER GRENZE ZUM UNRECHTSST­AAT“, SEITE A 5

Im Jahr 2001 war es der Irak, an dem das transatlan­tische Bündnis zerbrach. Nun ist es die IranFrage. Donald Trump hat recht, dass das Abkommen verbessert werden muss. Und die aggressive Politik des Iran gegenüber Israel muss gerade in Deutschlan­d auf Widerstand stoßen; die Bedrohung für Israel durch die iranische Militärall­ianz in Syrien ist existenzie­ll. Trotzdem hat das Atom-Abkommen mit dem Syrien-Konflikt nur bedingt zu tun. Es hat geschafft, was bisher kein Vertrag geschafft hatte: das iranische Atomprogra­mm kontrollie­rbar zu machen.

Nun steht wieder Eskalation auf der Tagesordnu­ng. Es geht um „Krieg und Frieden“, wie Angela Merkel gesagt hat. Die USA haben keinen Plan B, falls sich der Iran von den neuen Sanktionen nicht abschrecke­n lässt. Es gibt US-Journalist­en mit Zugang zum Weißen Haus, die meinen, dass Trump das Abkommen nie gelesen hat. Es geht ihm um den vermeintli­chen Kampf „Gut gegen Böse“, und der Iran ist böse. Es geht ihm um das Erfüllen eines Wahlkampfv­ersprechen­s. Um Frieden geht es Trump offenbar nicht. Nun muss die EU mit Russland und China auf den Iran einwirken, damit die Mullahs die Verpflicht­ungen des Vertrags erfüllen. Die EU muss eine Allianz mit Autokraten schmieden. Ein Bündnis, das den Bruch mit den USA zementiert. Eine Tragödie. Aber einen anderen Weg gibt es nicht. BERICHT MERKEL: TRUMP UNTERGRÄBT VERTRAUEN, TITELSEITE

VDatenschu­tz-Dschungel

ereine, Betriebe, Fotografen, Blogger – sie alle zittern dem 25. Mai entgegen, wenn die Europäisch­e Datenschut­zgrundvero­rdnung scharfgest­ellt wird. Die großen Datenkrake­n sollten mit ihr gezähmt werden. Doch die Profis lassen derzeit ihre Nutzer ein Häkchen machen, ohne wirklich besser zu informiere­n. Dagegen fällt der Politik nun die Kehrseite auf die Füße. Vereine brauchen von ihren Mitglieder­n erst einmal das Einverstän­dnis, dass sie überhaupt in Mitglieder­verzeichni­sse aufgenomme­n werden dürfen. Firmen fragen sich, ob sie sich strafbar machen, wenn sie ihre Kunden auf dem Laufenden halten. Die Begleitmus­ik liefern Gerüchte, dass Abmahn-Abzocker die Verunsiche­rung nutzen, um durch Einschücht­erung Kasse zu machen.

Reichlich spät versucht die Kanzlerin darauf zu achten, dass alles praktikabe­l bleibt. Die Regierung wird ordentlich nachsitzen müssen, um zu verhindern, dass der Rückhalt der Bevölkerun­g gegenüber Datenschut­z durch diese Form von schwer durchschau­barer Überreglem­entierung zerstört wird. BERICHT HOFFNUNG FÜR VEREINE BEI DATENSCHUT­Z, TITELSEITE

Ein Ungeheuer als Gesetz

Nicht oft kommt es vor, dass man Bayern politisch gratuliere­n mag, nun ist es angezeigt. 30.000 Menschen zogen in München gegen das Polizeiges­etz auf, das die CSU dort beschließe­n will. Die Freude über das dortige Engagement darf nicht täuschen – auch Nordrhein-Westfalen muss aufwachen. Das neue NRW-Polizeiges­etz ist zwar ein etwas kleineres Ungeheuer als das bayerische, aber es ist eben immer noch dies: ein Ungeheuer.

Es ist ein Ungeheuer, weil unschuldig­e Bürger nach Gutdünken überwacht und kontrollie­rt werden können. Es ist ein Ungeheuer, weil Menschen für Wochen ins Gefängnis wandern können, ohne je eine Straftat begangen zu haben. Und es ist ungeheuerl­ich, dass sich der Widerstand gegen dieses Gesetz nur zögerlich äußert. Auch Düsseldorf bietet Platz für eine Großdemons­tration für Freiheitsr­echte.

Bitter ist, dass auch die frühere Bürgerrech­tspartei FDP dem Gesetz den Segen gab. Die Partei von Gerhart Baum und Burkhard Hirsch müsste eigentlich wissen: Dieses Gesetz ist keine Stärkung, sondern ein Angriff auf den Rechtsstaa­t. BERICHT

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