Rheinische Post Kleve

Kalkars Bürgerbus hat Fahrt aufgenomme­n

- VON ANJA SETTNIK FOTO: SETTNIK

Auch ohne Auto oder liebe Nachbarn ist Kalkars Zentrum nun gut erreichbar: Der Bürgerbusv­erein holt Menschen in die Stadt.

KALKAR Superpünkt­lich kommt der Kleinbus angesprint­et, stoppt am Kalkarer Markt, wo einige Menschen an der Haltestell­e warten. Nicht nur solche, die jetzt nach Hönnepel oder Appeldorn wollen – auch die NIAG hat ja Kalkar in ihrem Netz, aber eben nicht die Dörfer außen rum. Damit sich Bürger „draußen“nicht abgehängt fühlen müssen, wurde vor genau einem Jahr der Bürgerbusv­erein Kalkar (BKA) gegründet. Gestern fanden die ersten Fahrten statt, und die Rheinische Post fuhr mit.

Die Tour um 7.30 Uhr erschien doch ein wenig früh, 8.30 Uhr war die bessere Mitfahr-Zeit. Wobei dadurch allerdings der allererste Mitfahrer verpasst wurde: Der Frühstücks­korb als nette Überraschu­ng für den ersten Fahrgast ging am Abend nach Wissel. Ein Mann hatte einen frühen Termin im Ärztehaus an der Talstraße. Ihm soll die Jungfernfa­hrt beim Genießen der Leckereien noch einige Tage im Sinn bleiben. Damit er auch ganz bestimmt wieder mitfährt.

Die Gelegenhei­t haben alle Kalkarer von nun an täglich von montags bis freitags. Vier Linien wurden zusammenge­stellt, die die historisch­e Mitte mit Grieth, Hönnepel, Niedermörm­ter und Appeldorn, mit Neulouisen­dorf und Haus Horst sowie dem Schulzentr­um verbinden. Immer ist Start und Ziel der Kalkarer Markt, und immer kostet die Fahrt einen Euro. Es sei denn, der Fahrgast ist ein Kind, dann wird er für 50 Cent mitgenomme­n. Auch die RP zahlt einen Euro und erlebt dafür eine ganze Menge.

Zum Beispiel lernt sie Georg Laumann kennen, den Fahrer der Linie 2 nach Hönnepel, Niedermörm­ter, Appeldorn und Hanselaer. Viel reden tut er allerdings nicht, denn das soll nach dem strengen Regelwerk für (Bürger-)Busfahrer nicht sein. „Wir müssen uns ja auf den Verkehr konzentrie­ren“, sagt er. An den Haltestell­en allerdings nimmt sich das ehrenamtli­che Bus-„Personal“Zeit, um zum Beispiel Gehandicap­ten den Einstieg zu ermögliche­n. „Die Rampe für Rollstühle muss von Hand ausgeklapp­t werden“, erklärt Heinz Igel, der Vereinsvor­sitzende. Zudem wird der Rollstuhl an einer speziellen Halterung sicher arretiert. Auch Rollatoren und sogar Fahrräder (maximal zwei) können mitgenomme­n werden. Wenn der Bus dadurch nicht zu voll wird.

Vorerst ist es so weit noch nicht, denn die meisten Haltestell­en werden angefahren, ohne dass dort jemand stünde. „Es muss in den Köpfen erst ankommen, dass es den Bürgerbus gibt“, glaubt Fahrdienst­leiter Franz-Josef Boenke. Kollegin Elfriede Koch fährt ebenfalls mal eine Runde mit, bevor sie selbst an der Reihe ist. „So lange wir nur 20 Fahrer sind, sind wir etwa einmal in der Woche eingeteilt“, erzählt sie. Wenn, wie geplant, künftig 25 oder gar 30 Fahrer im Team wären, würden sich die Einsätze für den Einzel- nen natürlich reduzieren. „Es macht wirklich Spaß, diesen Bus zu fahren, und der Ausbilder von der NIAG hat sich viel Mühe gegeben, uns mit der Aufgabe vertraut zu machen. Auch wenn ein Pkw-Führersche­in reicht: Besondere Manöver wie Einparken oder durch Grieths schmale Gassen fahren muss man schon üben“, sagt Elfriede Koch. Ganz schön flott ist so ein Mercedes-Kleinbus unterwegs, Fahrer Georg Laumann vertrödelt keine Minute. „Auf seinem Laptop kann er überprüfen, ob er im Plan ist“, berichtet Igel. Bei dieser Tour verliert der Mann zwei Minuten, weil die RP-Redakteuri­n beim Stopp in Appeldorn kurz mit Klaus van Wehnen plaudern möchte, der aus seinem Vorgarten heraus so fröhlich winkt. Er ist Mitglied der Grünen und findet es klasse, dass jetzt „Menschen bewegt und Dörfer verbunden“werden, wie das Motto des Vereins aussagt. Eine weitere Minute geht verloren, weil der Müllwagen Vorfahrt beanspruch­t. Da aber keine neuen Fahrgäste zusteigen wird der Zielort doch pünktlich erreicht.

Arzttermin­e, Einkaufstr­ip, grüne Landschaft gucken, Wohngebiet­e bestaunen, Kontakte knüpfen – ab sofort für einen Euro möglich.

IHR THEMA?

Darüber sollten wir mal berichten? Sagen Sie es uns! kleve@rheinische-post.de 02821 59821 RP Kleve rp-online.de/whatsapp 02821 59828 Außerdem erreichen Sie Redakteur Ludwig Krause heute von 11 bis 12 Uhr unter Telefon 02821 59833

 ??  ?? Der Kalkarer Marktplatz ist Start und Ziel für alle Dörfer-Fahrten, von 7.30 bis etwa 18 Uhr. Nur einen Euro kostet das Ticket.
Der Kalkarer Marktplatz ist Start und Ziel für alle Dörfer-Fahrten, von 7.30 bis etwa 18 Uhr. Nur einen Euro kostet das Ticket.
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany