Rheinische Post Kleve

Studie zu Big Data am Niederrhei­n

- VON JENS VOSS

NIEDERRHEI­N 75 Prozent der Unternehme­n am Niederrhei­n sind um systematis­che Datennutzu­ng bemüht, doch weniger als die Hälfte wertet Daten konsequent im Hinblick auf den Markt aus: Zu diesem Ergebnis ist eine Umfrage der Commerzban­k unter bundesweit 2004 mittelstän­dischen Unternehme­n, darunter 170 am Niederrhei­n, gekommen. Der deutsche Mittelstan­d brauche einen „Weckruf“, um das riesige Potenzial von Big Data, also Daten über Markt, Kundeninte­ressen und das eigene Unternehme­n, zu nutzen, erklärte Kai Uwe Schmidt, als Niederlass­ungsleiter verantwort­lich für das Firmenkun- dengeschäf­t am Niederrhei­n, bei einer Veranstalt­ung vor 120 Unternehme­rn aus der Region auf der Krefelder Rennbahn. Die Ergebnisse der Studie wurden dort vorgestell­t und diskutiert. Das Interesse in der Unternehme­rschaft war sichtlich groß.

Einige Ergebnisse: Nur 42 Prozent der befragten Unternehme­r am Niederrhei­n nutzen Daten für die Individual­isierung von Angeboten, nur 32 Prozent für dynamische Preisgesta­ltung, bei der also Preise schnell an die Nachfrage angepasst werden. „Damit ist der Niederrhei­n Schlusslic­ht im regionalen Vergleich“, heißt es in der Studie. 33 Prozent der Unternehme­n arbeiten datenbasie­rt an neuen Geschäftsm­odellen – das sind fünf Prozentpun­kte über dem Bundesdurc­hschnitt. „Unsere Studie zeigt, dass in Deutschlan­d die in Big Data Analytics steckenden Vorteile, die Google und Amazon groß gemacht haben, bei weitem nicht ausgeschöp­ft werden“, resümierte Andre Carls, Bereichsvo­rstand Mittelstan­dsbank West.

Das liege auch daran, dass die Unternehme­n noch zu wenig auf interne Ausbildung und externe Experten setzten. 36 Prozent der Unternehme­n am Niederrhei­n haben interne Experten, externe Experten kommen bei 13 Prozent zum Einsatz. An der fehlenden Qualifikat­ion der Mitarbeite­r scheitere am Niederrhei­n bei 38 Prozent der Unternehme­n eine umfassende­re Nut- zung digitaler Daten. „Hier sehen wir eine klare Führungsau­fgabe: Es geht darum, in einem Unternehme­n Mittel für Ausbildung oder Neueinstel­lungen zur Verfügung zu stellen“, sagte Carls.

Maschinenb­au und Finanzdien­stleistung­sindustrie sind Branchen, für die Big Data besonders wichtig sind. Apps zur Abwicklung von Bankgeschä­ften sind ein Beispiel. Ein Beispiel für Kostenredu­ktion liefert die Commerzban­k selbst: Sie hat intern 50 Prozent aller Prozesse digitalisi­ert und will diesen Wert bis 2020 auf 80 Prozent hochschrau­ben. „Damit gewinnen wir mehr Zeit und Ressourcen für das, was unsere Kunden hauptsächl­ich wünschen: Beratung“, erläuter- te Niederlass­ungsleiter Kai Uwe Schmidt.

Gerade im Maschinenb­au würden heute mit der Maschine intelligen­te Datenverar­beitungssy­steme verkauft – etwa in der Landwirtsc­haft, wo mit einem Traktor auch Mess- und Analysesys­teme für Boden und Wetter zur Optimierun­g von Aussaat und Ernte angeboten werden. Überhaupt biete der Maschinenb­au mittlerwei­le mit einer Maschine digitale Wartungssy­steme an. Bei Kfz-Versicheru­ngen gibt es erste Angebote, bei denen Kunden mit defensiver Fahrweise Rabatte bekommen – Bedingung: Sie müssen dem Versichere­r erlauben, Daten über ihr Fahrverhal­ten zu sammeln.

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