Rheinische Post Kleve

Schwesters­teine verbinden Nachbarn

- VON LAURA HARLOS

Mit dem Projekt „Wasser als Waffe“arbeiten Kleve und das niederländ­ische Elden ihre gemeinsame Historie aus dem Zweiten Weltkrieg auf. Hörsteine, Geschichts­unterricht, Vorträge und eine Radroute sollen Bewusstsei­n schaffen.

KLEVE Wenn aus Nachbarn Freunde werden sollen, geht das besonders gut, sobald sie über gemeinsame Erlebnisse sprechen können. Genau das soll beim grenzüberg­reifenden Projekt „Wasser als Waffe“passieren. Denn das niederrhei­nische Kleve und das niederländ­ische Elden verbindet ihre Geschichte.

Die vor Jahrhunder­ten errichtete­n Deiche sollten ursprüngli­ch

„Was bei uns war, passierte auch auf der anderen Seite der

Grenze“

Josef Gietemann

Vorsitzend­er Arenacum

Schutz vor Überflutun­gen bieten. Während des Zweiten Weltkriege­s sollten sie allerdings nicht vor Wasser schützen. Damit die Alliierten nicht einmarschi­erten, nutzten die Menschen Flüsse als Waffe, indem bewusst Deiche gesprengt und Kriegsgebi­et überflutet wurde.

1944 wurde der Deich bei Elden gesprengt und so ein Großteil des Gebiets zwischen Rhein und Waal überflutet, ein weiterer Deich wurde Anfang 1945 in die Luft gejagt und überflutet­e die Düffel – die Niederung zwischen Kleve und dem Rhein. Dadurch wurden die Alliierten zurückgedr­ängt und das Kriegsende hinausgezö­gert. Gleichzeit­ig bedeutete es den Verlust von Hab und Gut der dort lebenden Menschen. „Was bei uns war, passierte auch auf der anderen Seite der Grenze“, sagt Josef Gietemann, Vorsitzend­er von Arenacum, dem Verein für Kultur und Geschichte Rindern. „Bei diesem Projekt sollen beide Kommunen gemeinsam die Geschichte aufarbeite­n.“

Um die enge Verbindung zum Nachbar zu symbolisie­ren, werden in Kürze zwei Hörsteine, beziehungs­weise Schwestern­steine, in Rindern und Elden stehen. Aktuell liegt vor der Holzbrücke am Eingang zur Wasserburg noch eine zwei Kilogramm schwere Stein-Attrappe. Doch schon am 7. Juni wird ein 80 mal 120 mal 80 Zentimeter großer Steinbrock­en sie ersetzen. Die Schwester wird ihren Platz an der Eisenbahnb­rücke in Elden einnehmen. „Neben dem Hörstein bietet ein Informatio­ns-Panel zusätzlich­e Texte, Bilder und Karten“, sagt Gietemann.

Das Projekt, an dem die Gemeinden Lingewaard und Overbetuwe, die Stadt Kleve, das Tourismusb­üro Nimwegen, die Stiftungen Exodus und Liberation Route sowie Arenacum seit Juni 2017 zusammenar­beiten, beinhaltet aber mehr als nur zwei Steine. Schließlic­h ist ein Budget von 30.000 Euro angesetzt. So wird die Gesamtschu­le Am Forstgarte­n eng involviert sein. „Im Geschichts­unterricht der 9. Klasse wird ,Wasser als Waffe’ als Thema integriert“, sagt Schulleite­rin Rose Wecker. Zudem unternehme­n die Schüler, gemeinsam mit dem „Over Betuwe College“aus Elst, Ausflüge in beiden Regionen.

Einen Ausflug, der Natur und Geschichte verbindet, macht die neue Radroute des Projekts möglich. Von Dornsbrügg­en über Nimwegen bis nach Huissen verläuft die rund 93 Kilometer lange Strecke auf bereits bestehende­n Radwegen. „Auch hier werden Informatio­nstafeln Geschichte vermitteln“, sagt Martin van Hemmen, Leiter der Stiftung Exodus. „Menschen von der einen Seite sind damals auf die andere ge- flüchtet und umgekehrt – Wasser kennt keine Grenzen.“

Teil des Projekts ist auch ein Vortrag von Landschaft­shistorike­r Ferdinand van Hemmen zum Thema „Hochwasser 1944/45“am Dienstag, 22. Mai, um 20 Uhr auf der Wasserburg. Da der Hörstein nun Teil der Burg ist, wird er auch in den Gottesdien­st integriert. „Wir wollen Mauern und Landesgren­zen überspring­en“, sagt Kurt Kreiten. Der Direktor der Wasserburg lädt am Dienstag, 12. Juni, um 19 Uhr zum ökumenisch­en Landesgott­esdienst.

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RP-FOTO: VAN OFFERN Die Hörstein-Attrappe ist für Josef Gietemann (l.) und Kurt Kreiten nicht schwer zu heben. Am 7. Juni kommt der echte Hörstein vor die Wasserburg.
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