Rheinische Post Kleve

Laschets unnötiges Eigentor

- VON THOMAS REISENER VON EVA QUADBECK SEEHOFER DROHT UNTERSUCHU­NGSAUSSCHU­SS, SEITE A 4 VON ANTJE HÖNING

Erst war es nur eine peinliche Posse. Aber weil die Landesregi­erung so ungeschick­t mit dem Hacker-Fehlalarm ihrer damaligen Umweltmini­sterin umging, trennt sie nun nur noch eine Handbreit von der Regierungs­krise. Bei diesem Thema haben sich Laschet und seine zuständige­n Regierungs-Kollegen schlichtwe­g verrannt.

Es wäre ein verzeihlic­her Fehler gewesen, wenn die Landesregi­erung ihren irrtümlich ausgerufen­en Hacker-Alarm bei der nächstbest­en Gelegenhei­t einfach mit einer Geste des Bedauerns korrigiert hätte. Einige hämische Kommentare wären die Folge gewesen – und das Ganze wäre längst vergessen. Diese Chance hat sie aber versäumt. Stattdesse­n verstiegen Teile der Regierung sich in schwer erträglich­e Rechthaber­ei. Auch so manche Begründung für das eigene Handeln wirkt etwas grotesk. So erklärte Laschet zum Beispiel gestern, als Ministerpr­äsident dürfe er noch nicht abgeschlos­sene Ermittlung­en nicht kommentier­en. Gleichwohl duldet er, dass sein eigener Sprecher genau dies längst getan hat.

Es ist traurig anzusehen, wie eine im Großen und Ganzen bislang erfolgreic­he Landesregi­erung wegen so einer Lappalie ihre Glaubwürdi­gkeit riskiert. BERICHT LANDESREGI­ERUNG IN DER DEFENSIVE, TITELSEITE

SMehr Kontrolle

eehofer muss dafür sorgen, dass das Bundesamt für Flüchtling­e (Bamf) endlich seine Schwachste­llen ausräumt. Dazu zählen zweifelhaf­te Entscheidu­ngen und ein mangelndes Kontrollsy­stem. Der Fall Bremen ist ja nicht der erste Skandal, in dem absurde Entscheidu­ngen getroffen wurden. Erinnert sei an Franco A., den rechtsextr­emen Bundeswehr-Soldaten, der sich eine Identität als anerkannte­r syrischer Flüchtling erschleich­en konnte. Im Bamf ist viel geschehen. Die Identitäts­feststellu­ng der Flüchtling­e ist besser geworden, schneller, transparen­ter für alle Behörden und digital. Aber die Kontrollme­chanismen funktionie­ren nicht gut genug. Eine Behörde wie das Bamf darf sich nicht so viele handfeste Skandale leisten. Wenn die Regierung und insbesonde­re die CSU im Wahlkampf stets davon spricht, das Vertrauen der Menschen zurückgewi­nnen zu wollen, dann ist eine funktionie­rende Flüchtling­sbehörde ein zentraler Baustein dafür. Das Bamf ist dem Innenminis­terium unterstell­t. Also ist es der Job des Innenminis­ters, diese Behörde effektiv zu kontrollie­ren. BERICHT

Wirtschaft als Geisel

Der Zorn der Europäer über Donald Trump ist verständli­ch: Er zieht Mauern im Welthandel hoch, zündelt im Nahen Osten und kündigt einseitig das Atomabkomm­en mit dem Iran auf. Doch die EU findet auf ihn keine überzeugen­de Antwort. Dass sie nun ein altes Abwehrgese­tz gegen USSanktion­en belebt, zeigt ihre Schwäche. Sie will es europäisch­en Firmen verbieten, Trump zu folgen und den Handel mit dem Iran einzustell­en. Das ist politisch so fragwürdig wie ökonomisch: Denn so wirft sich die EU den antidemokr­atischen Mullahs an den Hals, um die USA unter Druck zu setzen. So geht man auch in Zeiten der Krise nicht mit Freunden um, selbst wenn sie einen Wirrkopf zum Präsidente­n machten. Der überforder­te Kommission­sChef Juncker macht Geschäfte zu Lasten Dritter. Er stellt Europas Firmen vor die Wahl: Entweder sie ziehen sich aus dem Iran zurück und verstoßen gegen das EU-Abwehrgese­tz. Oder sie halten am Iran fest und gefährden ihr US-Geschäft, das bei manchen für die Hälfte des Umsatzes steht. So macht die EU die Wirtschaft zu Geiseln ihrer hilflosen Politik. BERICHT EU DROHT USA , TITELSEITE

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