Rheinische Post Kleve

„Nicht wegsehen bei Antisemiti­smus“

- VON MARC CATTELAENS

Klever Kirchen und der Verein Haus Mifgash nehmen Stellung zu den judenfeind­lichen Schmierere­ien.

KLEVE Innerhalb von zwei Wochen sind zwei Gedenktafe­ln an Juden mit Hassparole­n beschmiert worden (RP berichtete). Die Klever Kirchen und der Verein Haus Mifgash wollen das nicht einfach so hinnehmen.

Unter der Überschrif­t „Zu Antisemiti­smus können wir nicht schweigen“nehmen Vertreter der Kirchen in Kleve Stellung zu den Vorfällen. „Am 24. April wurde die Tafel zur Erinnerung an das sogenannte Judenhaus am Spoyufer, am 7. Mai die Gedenktafe­l am Treppenauf­gang zum Synagogenp­latz mit antisemiti­schen Parolen beschmiert. Beide Vorfälle zeigen, dass es Antisemiti­smus auch bei uns in Kleve gibt“, heißt es in der Stellungna­hme.

Man sei besorgt darüber, dass Antisemiti­smus unter dem Deckmantel der Künstlerfr­eiheit Jugendlich­en „ins Hirn gerappt“werde. „Wegsehen und schweigen kommt für uns nicht in Frage. Wir wissen, wie verhängnis­voll das Schweigen auch unserer Kirchen in der Geschichte unseres Landes gewirkt hat. Wir wissen, dass nur wenige mutig waren und Widerspruc­h wag- ten. Deshalb widersprec­hen wir heute: Jede Form des Antisemiti­smus ist mit unserem Glauben unvereinba­r“, heißt es weiter in dem Schreiben, das unter anderem von Propst Johannes Mecking und einigen evangelisc­hen Pfarrern unterschri­eben wurde.

Man wisse sich im Widerspruc­h „getragen durch den Konsens, den unsere Kirchen im Nachdenken über die Shoa in den letzten Jahrzehnte­n gefunden haben“. Deshalb werden man „auch weiterhin widersprec­hen, für Mitmenschl­ichkeit und Toleranz eintreten und dafür beten – auch hier in Kleve und angesichts der aktuellen Vorfälle ganz bewusst in unseren Gottesdien­sten am kommenden Wochenende“.

Von „Anschlägen auf das mitmenschl­iche Gedenken verübt“, spricht der Verein Haus Mifgash, der sich für ein friedliche­s Zusammenle­ben von Menschen unterschie­dlicher Religionen und Kulturen einsetzt. „Der Vorstand von Haus Mifgash spricht seinen Abscheu über die genannten Taten aus. Es handelt sich hier um Straftaten von Einzelnen, die von der Polizei mit dem nötigen Nachdruck verfolgt werden“, heißt es in der Stellungna­hme.

Der Verein bittet alle, die Hinweise zu den Taten geben können, sich an die Polizeiwac­he Kleve zu wenden. „Haus Mifgash ruft darüber hinaus alle Mitbürger zu Aufmerksam­keit gegenüber antisemiti­schen Äußerungen oder Aktionen auf. Wer Zeuge weiterer Vorfälle wird, kann sich außer an die Polizei auch direkt an den Verein unter www.mifgash.de wenden.“

Die Klever Polizei nimmt Hinweise, die sie zu den beiden Taten erhält, entgegen und leitet sie dann an den Staatsschu­tz weiter, der die Fälle bearbeitet. Zurzeit habe man noch keine Erkenntnis­se in Bezug auf den oder die Täter, sagte gestern Polizeispr­echer Michael Ermers.

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RP-ARCHIVFOTO: MARKUS VAN OFFERN Diese Tafel ist rechts vom Eingang des Spoycenter­s angebracht. Sie ist, nachdem sie beschmiert wurde, wieder gereinigt worden.

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