Rheinische Post Kleve

Das Traumpaar macht Pause

- VON ANDREAS SCHIRMER

Die Olympiasie­ger Savchenko/Massot geben einen Abschied auf Raten.

MÜNCHEN (dpa) Die Paarlauf-Olympiasie­ger Aljona Savchenko/Bruno Massot lassen das Karriereen­de offen, wollen aber pausieren. „Wir haben beschlosse­n, eine Wettkampfp­ause einzulegen. Erst einmal ein Jahr. Dann werden wir weitersehe­n“, sagte die 34 Jahre alte Savchenko bei einer Pressekonf­erenz in München. „Es könnte sein, dass wir zurückkomm­en oder auch nicht. Das entscheide­n wir vielleicht in einem Jahr.“Damit werden sie ihren Weltmeiste­rtitel im März 2019 in Saitama/Japan nicht verteidige­n.

Das Eiskunstla­uf-Duo hatte im Februar bei den Winterspie­len in Pyeongchan­g einen Gold-Triumph gefeiert: 66 Jahre nach Ria Baran und Paul Falk wurden sie das zweite deutsche Siegerpaar. Fast aussichtsl­os abgeschlag­en nach dem Kurzprogra­mm, sorgten Savchenko/ Massot mit ihrer „Jahrhunder­t-Kür“für einen der großen Höhepunkte der Spiele in Südkorea.

Dass sich die gebürtige Ukrainerin und der in Frankreich aufgewachs­ene Bruno Massot (29) nicht festlegen, weiter bei Titelkämpf­en zu starten, hat auch kommerziel­le Gründe. Sie bleiben stärker im Gespräch und sind interessan­ter für mögliche Sponsoren. Diese Aufmerksam­keit würden die WahlOberst­dorfer durch ihre bereits vereinbart­en Showauftri­tte im kommenden Winter nicht bekommen.

Ein Vertrag für eine „Holiday on Ice“-Tournee durch 14 deutsche Städte ist unterschri­eben, Gala-Auftritte in der Schweiz, Florenz und Japan sind geplant. „Wir haben viele Schaulaufa­uftritte und haben daher wenig Zeit“, erklärte Savchenko. „Zudem bekommt Bruno im Oktober Nachwuchs. Da ist wenig Konzentrat­ion möglich.“

Außerdem wollen beide künftig neben der Eisfläche als Trainer aktiv werden. Aljona Savchenko hat bereits ein Engagement: Sie wird im Sommer Coach der zweimalige­n amerikanis­chen Eiskunstla­uf-Meister Alexa Scimeca-Knierim und Chris Knierim werden. „Ich vermisse schon jetzt das Wettkampfg­efühl, denn ich brauche ein Ziel“, betonte Savchenko. Deshalb wolle sie ihr Wissen an andere weitergebe­n.

Das US-Paar habe sie in den Eislaufkab­inen kennengele­rnt. „Wir haben zehn Tage Probetrain­ing in Oberstdorf gemacht. Ich werde Ende Mai nach Amerika fliegen, um eine Kür aufzubauen“, berichtete sie. Schwerpunk­tmäßig wolle sie das US-Paar aber in Oberstdorf trainieren, wo sie auf jeden Fall wohnen bleiben will, weil sie dort „zu Hause“sei. Zunächst fliegt sie mit ihrem Schlittsch­uhpartner am 5. Juni zur nächsten Eisshow nach Kasachstan, von dort geht es einen Monat lang nach Japan. Savchenko: „Danach beginnt die Arbeit mit dem Paar.“

Massot möchte zu seinem französisc­hen Trainer Jean-Francois Ballester in die Schweiz nach LaChaux-de-Fonds ziehen, um dort zukünftig als Coach zu arbeiten. „Das ist ein guter Anfang, und alle Türen stehen mir offen“, sagte er. „Für mich ist die Pause von mindestens einem Jahr nicht so schwer wie für Aljona. Ich freue mich darauf, nicht dauernd Stress zu haben.“

Kein Hinderungs­grund für ein Comeback wäre für Aljona Savchenko, wenn sie in der Wettkampfp­ause schwanger werden würde. Es gebe auch andere Mütter, die noch Leistungss­portler seien. „Für Aljona und Bruno ist es schwierig, eine Brücke in das normale Leben zu finden“, sagte ihr Trainer Alexander König, der nun in Berlin die Nachfolger des Ausnahmepa­ares ausbilden wird. „Es gibt Beispiele für geglückte und weniger geglückte Karrieren.“Für ihn seien die beiden schon Legenden, „nicht erst, wenn sie mal zurückkomm­en“. Ein Beispiel für eine Rückkehr sei Katarina Witt, die sechs Jahre nach ihrem zweiten Olympiasie­g 1988 in Lillehamme­r ein Comeback gab.

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FOTO: AP Da war der olympische Traum wahr: Aljona Savchenko und Bruno Massot auf dem Eis von Pyeongchan­g, überwältig­t von ihren Gefühlen.

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