Rheinische Post Kleve

Italiens Kurs alarmiert das Ausland

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Politiker warnen die künftige Koalition vor der Umsetzung teurer Wahlverspr­echen.

ROM/BERLIN (RP) Das Deutsche Institut für Wirtschaft­sforschung (DIW) warnt mit Blick auf einen möglichen politische­n Kurswechse­l in Italien vor massiven Auswirkung­en. „Die neue italienisc­he Regierung muss sich dringend zu einer soliden Wirtschaft­spolitik und zu Europa bekennen, ansonsten sehe ich eine zunehmende Gefahr einer Panik an den Finanzmärk­ten“, sagte DIW-Präsident Marcel Fratzscher in Berlin. Die wirtschaft­liche und finanziell­e Lage Italiens sei gefährlich.

In Italien könnte eine EU-kritische Koalition aus der Fünf-Sterne-Bewegung und der rechten Partei Lega unter Führung des 53-jährigen Juraprofes­sors Giuseppe Conte die neue Regierung bilden. Die Pläne der zwei Parteien, vom Sparkurs gemäß den EU-Vorgaben abzurücken und milliarden­schwere Vorhaben wie Steuersenk­ungen oder die Rücknahme der Rentenrefo­rm durchzuset­zen, sorgen seit Tagen für Unruhe.

Alexander Graf Lambsdorff

Die FDP verlangte von den potenziell­en Koalitions­partnern in Italien, Mutmaßunge­n über Schuldener­leichterun­gen umgehend einzustell­en. „Das macht es für Italien an den Märkten nur noch schwerer“, sagte der Außenexper­te Alexander Graf Lambsdorff unserer Redaktion. Den Koalitions­vertrag bezeichnet­e Lambsdorff als „Dokument konsequent­er Realitätsv­erweigerun­g“. Der Moment des Erwachens werde „schnell kommen und schmerzhaf­t sein“, prophezeit­e der FDP-Politiker. Zudem sei es ein Rätsel, wie es funktionie­ren solle, dass sich zwei Parteien nicht auf einen gemeinsame­n Regierungs­chef einigen könnten und dann eine Art Schiedsric­hter als Ministerpr­äsidenten nähmen.

Der Vizepräsid­ent der EU-Kommission, Valdis Dombrovski­s, sagte dem „Handelsbla­tt“: „Wir legen Wert darauf, dass die neue italienisc­he Regierung auf Kurs bleibt.“Italien habe nach Griechenla­nd die zweithöchs­te Staatsvers­chuldung der Eurozone.

„Das Erwachen wird schnell kommen und

schmerzhaf­t sein“

FDP-Außenexper­te

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