Für den Amprion-Netzausbau: Politiker verlangen Ausgleich
KREIS KLEVE Ein Rückzug aus der Atomkraft macht es nötig, andere Energiequellen stärker als bisher zu nutzen. Etwa Windenergie, die von einem Seehafen aus über Land bis in die Ballungszentren geleitet wird. Seit Januar ist klar, dass die Amprion GmbH den „Vorzugskorridor“für ihre geplante Gleichstromverbindung zwischen Emden und Osterath im Rhein-Kreis Neuss auch durch den linken Niederrhein verlegen möchte. Vielen Anliegern, nicht zuletzt Landwirten, gefällt die Vorstellung nicht, dass 100 Meter breite Schneisen in die Landschaft geschlagen werden, um darin die Leitungen zu vergraben.
Im Kreis Kleve wären Rees, Kalkar, Uedem, Kevelaer, Issum, Geldern und Kerken mehr oder weniger stark betroffen, im Nachbarkreis könnten Hamminkeln, Sonsbeck und Kamp-Lintfort gestört werden. Auch Alternativen zu dieser Wegführung sind noch in der Diskussi- on – im jüngsten Kreis Klever Ausschuss für Umwelt und Strukturplanung wurde über den Stand der Dinge informiert. Offiziell ist das Verfahren zur Beteiligung der Träger öffentlicher Belange noch nicht eingeleitet. Intern beschäftigt sich die Verwaltung jedoch schon mit dem Thema und tauscht sich mit weiteren Behörden aus.
Und das tun auch Vertreter der Politik. Der Rheinischen Post liegt ein Schreiben von zwölf (auch niederrheinischen) Bundestagsabgeordneten vor, die dem Bundeswirtschaftsminister ihre Gedanken und Bedenken zum Netzausbau mitteilen. Peter Altmaier wird dabei an den Koalitionsvertrag und die Vereinbarungen von CDU/CSU und SPD zum Thema erinnert.
Darin heiße es unter anderem, betroffene Grundstückseigentümer müssten an der Wertschöpfung des Netzausbaus beteiligt werden. Die Abgeordneten bitten den Minister um ein zeitnahes Gespräch, in dem es um Entschädigungsmöglichkei- ten, Ausgleich, Ersatz und Kompensation für den Energieleitungsbau gehen soll. Die Verbesserung von Transportkapazitäten für Gas und Strom in Deutschland sei unbedingt nötig, es müsse aber für den notwendigen Rückhalt in der Bevölkerung gesorgt werden.
Flächenverbrauch habe Auswirkungen auf die Umwelt, die Flächen fehlten Landwirten für den Ackerbau und als Weideland und Kommunen für ihre Aktivitäten. Die Abgeordneten schlagen vor, unverzichtbare Eingriffe für den Leitungsbau als Klimaschutzmaßnahmen zu betrachten. „Klimaschutzmaßnahmen dürfen nicht als Konkurrenz zum Naturschutz verstanden und behandelt werden, sondern auch als Beitrag zum Erhalt von Natur und Artenvielfalt“, schreiben sie. Außerdem könnten durch bodenschonende Bauausführung und anschließende Rekultivierung die dauerhaften Eingriffe in die Landschaft auf ein Minimum zurückgeführt werden.