Rheinische Post Kleve

Entsetzen nach Krawallen am „Tag der Amateure“

- VON FLORIAN LÜTTICKE UND JOHN HENNIG

DÜSSELDORF (dpa) Pyrotechni­kwürfe auf gegnerisch­e Fans, ein versuchter Platzsturm, mehrere Spielunter­brechungen: Der als großes Fest geplante Finaltag der Amateure hat die Schattense­iten des Fußballs auch abseits des Profigesch­äfts offengeleg­t und erschrecke­nde Bilder geliefert. Aufgrund der Ausschreit­ungen in mehreren Endspielen der Landespoka­le drohen den Klubs nun deutliche und finanziell schmerzhaf­te Strafen.

Nach dem Sieg des früheren Bundesligi­sten FC Energie Cottbus beim Rivalen SV Babelsberg 03 musste sogar die Siegerehru­ng aus Sicherheit­sgründen verschoben werden, weil vermummte Zuschauer Knallkörpe­r und Nebeltöpfe in Richtung des Cottbuser Blocks warfen. „Auch mit dem Abstand einer Nacht muss ich ehrlich sagen, dass ich das für absolut skandalös halte“, sagte Brandenbur­gs Fußball-Verbandspr­äsident Siegfried Kirschen. Das Sportgeric­ht des Landesverb­ands werde „hoffentlic­h so schnell wie möglich entscheide­n“.

Die Babelsberg­er gelten als Wiederholu­ngstäter und entschuldi­gten sich auf ihrer Internetse­ite. Babelsberg­s Präsident Archibald Horlitz und Coach Almedin Civa dachten nach der Partie laut über eigene, persönlich­e Konsequenz­en angesichts der Vorfälle nach. Er müsse sich nach zehn Jahren bei Babelsberg nun fragen, ob die ständigen Provokatio­nen noch mit seinen Werten übereinsti­mmen, sagte Civa. „Wir reden jetzt über vielleicht 30 vermummte Chaoten. Aber es sind viel mehr, die uns schaden, nämlich die, die nur zuschauen. Das ist wie in der U-Bahn, wenn alle weggucken, wenn jemand verprügelt wird.“

Auf den anderen Plätzen waren auch Klubs mit großer Vergangenh­eit beteiligt. Beim 0:2 nach Verlängeru­ng gegen Viktoria Köln in Bonn wollten Anhänger von Alemannia Aachen in der 115. Minute nach Rot gegen Joy-Slayd Mickels den Platz stürmen. Ein Tor des Zauns hatten sie schon geöffnet, woraufhin Alemannia-Spieler zum Spielfeldr­and rannten und die Fans überzeugte­n, zurück in den Block zu gehen. „Klar, können wir den Ärger verstehen, aber so etwas geht natürlich nicht“, sagte Verteidige­r Nils Winter.

Beim Zünden von Pyrotechni­k im Rheinlandp­okalfinale zwischen der TuS Koblenz und Rot-Weiß Koblenz (0:1) wurden drei Personen, darunter ein sechsjähri­ger Junge, verletzt. Das Präsidium der TuS zeigte sich „schockiert“und verurteilt­e die Vorkommnis­se „aufs Schärfste“. Die Partie zwischen SV Elversberg und dem 1. FC Saarbrücke­n im Saarland-Pokal (1:0) musste unterbroch­en werden.

Die Frage bleibt, inwiefern sich potenziell­e Krawallmac­her durch den großen medialen Fokus auf den zentral durch den DFB vermarktet­en Finaltag der Amateure zusätzlich angetriebe­n fühlen. Landesverb­ände erkennen aber weiter die Vorteile des 2016 eingeführt­en Fußballtag­s, der live in einer ARD-Konferenz gezeigt wird. „Die positiven Dinge überwiegen“, sagte Brandenbur­gs Chef Kirschen, der vielmehr auch den Profifußba­ll als Vorbild in der Pflicht sieht. „Von oben bis unten bekommen wir das Problem nicht in den Griff. Ich warte nur noch drauf, dass auch beim Kreispokal etwas passiert.“

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