Entsetzen nach Krawallen am „Tag der Amateure“
DÜSSELDORF (dpa) Pyrotechnikwürfe auf gegnerische Fans, ein versuchter Platzsturm, mehrere Spielunterbrechungen: Der als großes Fest geplante Finaltag der Amateure hat die Schattenseiten des Fußballs auch abseits des Profigeschäfts offengelegt und erschreckende Bilder geliefert. Aufgrund der Ausschreitungen in mehreren Endspielen der Landespokale drohen den Klubs nun deutliche und finanziell schmerzhafte Strafen.
Nach dem Sieg des früheren Bundesligisten FC Energie Cottbus beim Rivalen SV Babelsberg 03 musste sogar die Siegerehrung aus Sicherheitsgründen verschoben werden, weil vermummte Zuschauer Knallkörper und Nebeltöpfe in Richtung des Cottbuser Blocks warfen. „Auch mit dem Abstand einer Nacht muss ich ehrlich sagen, dass ich das für absolut skandalös halte“, sagte Brandenburgs Fußball-Verbandspräsident Siegfried Kirschen. Das Sportgericht des Landesverbands werde „hoffentlich so schnell wie möglich entscheiden“.
Die Babelsberger gelten als Wiederholungstäter und entschuldigten sich auf ihrer Internetseite. Babelsbergs Präsident Archibald Horlitz und Coach Almedin Civa dachten nach der Partie laut über eigene, persönliche Konsequenzen angesichts der Vorfälle nach. Er müsse sich nach zehn Jahren bei Babelsberg nun fragen, ob die ständigen Provokationen noch mit seinen Werten übereinstimmen, sagte Civa. „Wir reden jetzt über vielleicht 30 vermummte Chaoten. Aber es sind viel mehr, die uns schaden, nämlich die, die nur zuschauen. Das ist wie in der U-Bahn, wenn alle weggucken, wenn jemand verprügelt wird.“
Auf den anderen Plätzen waren auch Klubs mit großer Vergangenheit beteiligt. Beim 0:2 nach Verlängerung gegen Viktoria Köln in Bonn wollten Anhänger von Alemannia Aachen in der 115. Minute nach Rot gegen Joy-Slayd Mickels den Platz stürmen. Ein Tor des Zauns hatten sie schon geöffnet, woraufhin Alemannia-Spieler zum Spielfeldrand rannten und die Fans überzeugten, zurück in den Block zu gehen. „Klar, können wir den Ärger verstehen, aber so etwas geht natürlich nicht“, sagte Verteidiger Nils Winter.
Beim Zünden von Pyrotechnik im Rheinlandpokalfinale zwischen der TuS Koblenz und Rot-Weiß Koblenz (0:1) wurden drei Personen, darunter ein sechsjähriger Junge, verletzt. Das Präsidium der TuS zeigte sich „schockiert“und verurteilte die Vorkommnisse „aufs Schärfste“. Die Partie zwischen SV Elversberg und dem 1. FC Saarbrücken im Saarland-Pokal (1:0) musste unterbrochen werden.
Die Frage bleibt, inwiefern sich potenzielle Krawallmacher durch den großen medialen Fokus auf den zentral durch den DFB vermarkteten Finaltag der Amateure zusätzlich angetrieben fühlen. Landesverbände erkennen aber weiter die Vorteile des 2016 eingeführten Fußballtags, der live in einer ARD-Konferenz gezeigt wird. „Die positiven Dinge überwiegen“, sagte Brandenburgs Chef Kirschen, der vielmehr auch den Profifußball als Vorbild in der Pflicht sieht. „Von oben bis unten bekommen wir das Problem nicht in den Griff. Ich warte nur noch drauf, dass auch beim Kreispokal etwas passiert.“