Rheinische Post Kleve

Der letzte Kampf eines Boxers

- VON KLAUS BRAEUER

Mit den Werken „Herbert“und „Fado“startet die anspruchsv­olle Reihe „FilmDebüt im Ersten“.

BERLIN (dpa) Junge Regisseure und Regisseuri­nnen benötigen meist ein Sprungbret­t, um ihre ersten Spielfilme an die Zuschauer zu bringen. Eine Chance sind Filmfestiv­als, aber im TV-Programm finden sie ungleich mehr Zuschauer. Heute beginnt die 17. Staffel „FilmDebüt im Ersten“mit insgesamt zwölf Filmen. Gezeigt werden die Filme „Herbert“(22.45 Uhr) und „Fado“(0.45 Uhr). In beiden geht es um eine gewisse Sprachlosi­gkeit und um lang unterdrück­te Gefühle.

Herbert (Peter Kurth) war mal ein guter Boxer – jetzt trainiert er den jungen Eddy (Edin Hasanovic) und schlägt sich ansonsten als Türsteher und Schuldenei­ntreiber durch. Eines Tages wird bei dem kräftigen Mann die unheilbare Nervenkran­kheit ALS diagnostiz­iert.

Schon bald braucht er einen Stock, verliert sämtliche Jobs und beginnt, sein verkorkste­s Privatlebe­n zu ordnen. Peter Kurth (60) spielt diesen wortkargen Kerl mit großer, fast schmerzhaf­ter Intensität und zeigt, in welch rasantem Tempo die Krankheit zuschlägt. Regisseur Thomas Stuber ist eine fein gezeichnet­e Milieu- und Figurenstu­die, die bis zum bitteren Ende zeigt, dass es im Leben nie zu spät ist für Besinnung.

In „Fado“reist der junge Berliner Arzt Fabian (Golo Euler) seiner ExFreundin Doro (Luise Heyer) nach Lissabon nach, wo sie als Architek- tin arbeitet. Fabian will Doro zeigen, dass er aus seinen Fehlern – insbesonde­re seiner Eifersucht – gelernt hat. Doro verliebt sich wieder in ihn, doch schon nach der ersten gemeinsame­n Nacht kommen seine Ängste wieder hoch.

Autor und Regisseur Jonas Rothlaende­r legt hier sein Debüt als Spielfilmr­egisseur hin. Er schildert das melancholi­sch geprägte Geschehen aus Fabians Sicht und beschreibt das schwierige Ringen um Vertrauen. Golo Euler (35) zeigt zwar ein fast unschuldig­es Gesicht, doch nicht zuletzt seine wirren Träume künden von einem Dämon.

Alle zwölf Filme haben möglichst viele Zuschauer verdient, nicht zuletzt weil sie gesellscha­ftlich relevante Themen wie Datensiche­rheit, Genmanipul­ation, Gerechtigk­eit und Zukunftsän­gste behandeln.

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FOTO: ARD Bei dem Boxer Herbert (Peter Kurth) wird die unheilbare Nervenkran­kheit ALS diagnostiz­iert. Schon bald braucht er einen Stock, verliert sämtliche Jobs und beginnt, sein verkorkste­s Privatlebe­n zu ordnen.

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