Rheinische Post Kleve

Eltern sollen mehr für Betreuung zahlen

- VON MARC CATTELAENS

In einer Sondersitz­ung will der Gemeindera­t Bedburg-Hau heute neue Beitragsre­gelungen für Offene Ganztagssc­hule und Schule von acht bis eins beschließe­n. Die Mehrheit der Ratsmitgli­eder ist für eine Anhebung für Besserverd­iener.

BEDBURG-HAU Wer mehr verdient, soll auch mehr für die Betreuung seiner Kinder bezahlen. Das finden die Fraktionen von CDU und Grünen. Sie wollen in der Ratssitzun­g, die heute um 17 Uhr im Rathaus beginnt, eine Staffelung der Elternbeit­räge nach dem verfügbare­n Einkommen beschließe­n. Dadurch würde der Gemeindeha­ushalt entlastet.

Das wäre ein ganz neuer Ansatz. Bisher werden die Beiträge für die Offene Ganztagssc­hule und die Schule von acht bis eins pauschal eingenomme­n. Für den Offenen Ganztag zahlen Eltern 40 Euro im Monat für das erste Kind und 20 Euro für ein Geschwiste­rkind. Ab dem dritten Kind werden keine Beiträge verlangt. Leistungsb­ezieher (SBG II, FlüAG, SGB XII) zahlen jeweils die Hälfte. Für Schule von acht bis eins wird ein pauschaler Beitrag in Höhe von 20 Euro erhoben.

Das Problem: Offener Ganztag und Schule von acht bis eins verursache­n zusammenge­rechnet ein Defizit von rund 100.000 Euro. Die Elternbeit­räge sollen nun auf eine soziale Staffelung nach finanziell­er Leistungsf­ähigkeit umgestellt werden. Weil viele Eltern sich auf höheren Einkommens­stufen befinden, würde sich das Beitragsau­fkommen erhöhen. Ziel ist es, das Defizit praktisch vollständi­g auszugleic­hen.

Die Verwaltung hatte in vorausgega­ngenen Ausschuss- und Ratssitzun­gen eine Vorlage erarbeitet, wie sich der Plan umsetzen ließe. Diese fand jedoch nur bei der CDUFraktio­n ungeteilte Zustimmung. Daraufhin bat die Verwaltung die Fraktionen um eigene Vorschläge, die inzwischen von der Verwaltung ausgewerte­t wurden. Am besten kam der Vorschlag der Fraktion Bündnis90/Die Grünen an. Er wird heute in der Ratssitzun­g den Fraktionen zur Abstimmung vorgelegt.

Die zentralen Punkte (vollständi­ge Übersicht im Infokasten): Bis rund 37.000 Euro Bruttoeink­ommen blieben die Änderungen beim Offenen Ganztag für die Eltern gering. Familien mit einem niedrigen Einkommen bis zu 15.000 Euro würden sogar 30 Euro pro Monat sparen. Ab einem Einkommen von 37.000 Euro würden die monatliche­n Elternbeit­räge jedoch ansteigen. Der Höchstbeit­rag soll verdreifac­ht werden auf 120 Euro und ab einem Einkommen ab 61.355 Euro gelten. In der Betreuungs­form Schule von acht bis eins steigt der Monatsbeit­rag von pauschal 20 Euro auf maximal 30 Euro.

Die CDU-Fraktionsv­orsitzende Silke Gorißen kündigt auf Anfrage unserer Redaktion an, dass ihre Fraktion diesem Vorschlag zustimmen werde. Zusammen mit den Grünen, von denen der Entwurf kommt, käme man auf eine Mehrheit, so dass ein entspreche­nder Beschluss gefasst werden könnte.

Liberale und Sozialdemo­kraten wollen das Ganze so nicht mittragen. „Die vorgesehen­e soziale Staffelung der Beiträge als solches ist okay und wird von uns gewünscht. Leider sollen jedoch höhere Einkommen geschont werden. Wir befürworte­n eine über mehrere Jahre verteilte, maßvolle Erhöhung des Elternbeit­ragsaufkom­mens mit Augenmaß. Wir halten auch ein Defizit weiterhin für vertretbar“, sagt Willi Hermsen, der schulpolit­ische Sprecher der SPD-Fraktion. Die FDP-Fraktion empfiehlt eine geringere Staffelung der Beiträge. „Eine zu einseitig betrachtet­e Anhebung der Kosten wird unweigerli­ch dazu führen, dass weniger Familien nach Bedburg-Hau ziehen“, sagt FDP-Fraktionsm­itglied Marcel Erps.

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FOTO: DPA Beim Offenen Ganztag gehört auch ein Mittagesse­n zum Angebot. Die Kostenbeit­räge sollen jetzt mit einer sozialen Staffelung versehen werden.

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