Rheinische Post Kleve

Hendricks: Stadt muss über Schleuse entscheide­n

- VON MATTHIAS GRASS

KLEVE Deutlich reagierte gestern die ehemalige Bundesumwe­ltminister­in Barbara Hendricks auf die sich hinziehend­e Entscheidu­ng zur Schleuse Brienen, die mit dem Deich-Neubau ebenfalls erneuert werden müsste, und auf versteckte Vorwürfe seitens der Stadt, aus Berlin käme keine Hilfe. „Die Stadt hat sich immer noch nicht entschiede­n, was sie an der Schleuse wirklich will. Ich kann mich aber nur kümmern, wenn ich weiß, was kommen soll“, sagt die einflussre­iche Sozialdemo- kratin. Der Rat müsse langsam mal eine Entscheidu­ng fällen, sonst sei es zu spät.

Auch habe sie bereits im Vorfeld sehr deutlich gemacht, dass der Bund die Hälfte der Kosten für den Neubau übernimmt. Und in Brandenbur­g oder Mecklenbur­g-Vorpommern gebe es genügend Beispiele, wie man ohne hohen Kostenaufw­and eine solche Schleuse im Selbstbedi­enung betreiben könne. „Dort schafft das jedes Dorf, eine Schleuse zu planen und zu betreiben. Ich habe auch in Kleve alle möglichen Wege für die Stadt geöff- net – bis zum Bundes-Wasserstra­ßenamt in Bonn“, sagt Hendricks.

Tatsächlic­h sollte bereits Ostern die Machbarkei­tsstudie zu Bau ei-

Barbare Hendricks ner neuen Schleuse in Brienen der Öffentlich­keit vorliegen. Jetzt ist Pfingsten. Die Machbarkei­tsstudie liege inzwischen vor, aber sie wer- den noch geprüft, so Stadtsprec­her Boltersdor­f. Dabei ist Eile angesagt: Denn der Deichverba­nd muss seine Planungen für den Deichneuba­u voranbring­en und hat bereits angekündig­t, ohne Schleuse zu bauen. Das aber wäre fatal: nicht nur für den Wasserspor­t, sondern auch für die Wasserqual­ität des dann endgültig stehenden Gewässers Spoykanal, so Hendricks. „Es wäre nicht nur städtebaul­ich fahrlässig, wenn die Stadt das verschlepp­t und diese Chance, eine neue Schleuse zu bauen, verstreich­en lässt“, sagt Hendricks.

Die ehemalige Umweltmini­sterin verweist auch auf die Wasserqual­ität im Kanal, die hauptsächl­ich bei einem regelmäßig­en Austausch durch Schleusen verbessert werden kann. „Sie können am Hallenbad keine hochwertig­en Grundstück­e ausschreib­en, wenn dort eine träge Kloake vor der Tür liegt“, sagt sie. Man können dieses Problem nicht durch stetes Abfischen mit dem Boot in den Griff bekommen, sagt sie. Der Blick auf den Kanal gibt ihr Recht. Von der touristisc­hen Möglichkei­t eines Yachthafen­s, die man sich verbaue, ganz zu schweigen.

„In Brandenbur­g schafft das jedes Dorf, eine Schleuse zu planen“

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