Rheinische Post Kleve

Asylsystem muss funktionie­ren

- VON GREGOR MAYNTZ VON FLORIAN RINKE VON FRANK HERRMANN GIPFEL DER SPALTUNG, SEITE A 6

Flüchtling­e unter Mordverdac­ht: Die Verbrechen von Berlin, Freiburg, Kandel und nun Wiesbaden heizen die Debatte um Versäumnis­se und Versagen im Umgang mit der Migration selbstvers­tändlich an. Sie erhöhen den Druck auf Behörden und Politik. In all den schlimmen Nachrichte­n ist es ein gutes Zeichen, dass der Tatverdäch­tige so schnell gefasst werden konnte. Das gilt nun hoffentlic­h auch für die Klärung der vielen anderen offenen Fragen.

Das ist dringend nötig. Denn jeder dieser Fälle ist in der öffentlich­en Breitenwir­kung ein Schlag ins Gesicht aller, die sich immer wieder aufs Neue um Differenzi­erung bemühen, damit nicht jeder schutzbere­chtigte Flüchtling unter pauschalen Verdacht gestellt wird. So oft sich herausstel­lt, dass Bluttaten verhindert worden wären, wenn Abschiebun­gen funktionie­rt hätten, so oft sitzt neben dem Täter auch das Asylsystem auf der Anklageban­k. Es gibt viele Ursachen für den Verbleib abgelehnte­r Asylbewerb­er, von Behördenüb­erlastung bis zu Zuständigk­eitskonfli­kten. Aber die Bürger wollen nicht erklärt bekommen, warum es mit den Abschiebun­gen im angemessen­en Umfang nicht klappt. Sie wollen, dass der Staat dafür sorgt, dass es klappt. BERICHT TATVERDÄCH­TIGER IRAKER VERHAFTET, TITELSEITE

Diesel-Fahrverbot­e

Die Stadt Aachen muss Fahrverbot­e vorbereite­n – und es deutet aktuell wenig darauf hin, dass es in den 27 weiteren Städten, die von der Deutschen Umwelthilf­e juristisch ins Visier genommen werden, anders sein wird. Um zu verstehen, was das für das dicht besiedelte NRW bedeutet, muss man sich nur ein paar der Namen angucken, die auf dieser Klage-Liste stehen: Neben Aachen sind das etwa Düsseldorf, Gelsenkirc­hen, Essen, Paderborn, Dortmund, Bochum, Köln und Bonn. Da kann NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet noch so häufig betonen, dass Fahrverbot­e unverhältn­ismäßig seien und die Maßnahmen des Landes aus seiner Sicht ausreichen – die Fakten werden gerade woanders geschaffen.

NRW droht dadurch zum Flickentep­pich zu werden, in dem man sich als Diesel-Fahrer vorab genau informiere­n muss, wo man langfahren darf und wo nicht. Für das Pendlerlan­d wäre das eine Katastroph­e. Für die Landesregi­erung geht es auch um Glaubwürdi­gkeit. Denn beruhigend wirken Laschets Worte nicht – wenn sie nun von einem Gericht nach dem anderen konterkari­ert werden sollten. BERICHT AACHEN MUSS FAHRVERBOT VORBEREITE­N, TITELSEITE

Trump und die G7

Die Reise nach Charlevoix scheint für Donald Trump nur ein ziemlich überflüssi­ger Abstecher zu sein, der eigentlich nur stört auf dem Weg nach Singapur, wo er beim Treffen mit dem nordkorean­ischen Machthaber Kim Jong Un Geschichte schreiben möchte. Multilater­ales ist Trump zutiefst suspekt. Speziell gilt das für die Runde der G7, in der er nicht viel mehr als das Relikt einer alten Welt sieht. Denn China, der große Konkurrent der USA, ist nicht vertreten, das zukunftstr­ächtige Asien allein durch Japan präsent. Und dass es sich um eine Wertegemei­nschaft von Verbündete­n handelt, damit kann er sowieso nichts anfangen. Der einstige Geschäftsm­ann denkt in Handelsbil­anzen, nicht in Werten.

Es gibt nun mal – vielleicht mit Ausnahme Chinas – keinen nationalen Akteur, der den USA annähernd das Wasser reichen kann. Diese Macht gedenkt Trump zu nutzen. Nun ist er nicht der erste US-Präsident, der das Gewicht seines Landes robust in die Waagschale wirft, um anderen Zugeständn­isse abzuringen. Doch in der jüngeren Geschichte gab es keinen, der es mit einer solchen Freude tat. BERICHT

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