Rheinische Post Kleve

Klever Hospital fit für die Zukunft

- VON ANJA SETTNIK

Das neue Bettenhaus ist fertig und konnte am Tag der offenen Tür besichtigt werden. In den Reden zum Jubiläum ging es vorwiegend um die Zukunft und notwendige strukturel­le Veränderun­gen.

KLEVE 170.000 Menschen vertrauten sich im vergangene­n Jahr dem Karl-Leisner-Klinikum an – so viele wie nie zuvor. Und mit dem neuen Klever Bettenhaus, das jetzt offiziell eingeweiht wurde, sollten es künftig nicht weniger werden. Beim Festakt zum 175-jährigen Bestehen des St.Antonius-Hospitals, der zusammen mit der Einweihung des Neubaus begangen wurde, bestand reichlich Anlass, zurück und auch nach vorne zu blicken. Bernd Ebbers als Geschäftsf­ührer der Katholisch­en Karl-Leisner-Trägergese­llschaft, Wilfried Jacobs als Vorsitzend­er des Aufsichtsr­ats und Prof. Volker Runde als ärztlicher Direktor hielten passende Reden aus ihrer jeweiligen Perspektiv­e. Sie taten dies in einem großen Festzelt, das am Samstagabe­nd noch für eine große Mitarbeite­r-Party genutzt wurde.

1848 ist das Gründungsj­ahr des St. -Antonius-Krankenhau­ses. Damals musste man mutig sein, um sich in ein Hospital zu legen, denn erst 1888 entdeckte Robert Koch die Bakterien und ihren unheilvoll­en Einfluss auf die Menschen. „Bis weit ins 19. Jahrhunder­t hinein war die Zahl der tödlichen Infektione­n hoch. Wer es sich leisten konnte, holte sich den Arzt nach Hause“, berichtete Prof. Runde. Kleves Krankenhau­s am Minoritenp­latz aber hatte schnell einen guten Ruf und entwickelt­e sich rasant – vor dem Zweiten Weltkrieg standen bereits 300 Betten zur Verfügung. In Schlafsäle­n, versteht sich, nicht in modernen Doppelzimm­ern mit eigenem Bad. Letztere weihte Regionalbi­schof Rolf Lohmann vor dem Festakt ein und sprach danach im Zelt.

Aus dem Korintherb­rief nahm er die Stichworte „Hoffnung“und „Trost“auf. „Auch Jesus hat seinen Platz neben den Kranken und Schwachen eingenomme­n. Unser Auftrag, die Menschen bestmöglic­h zu versorgen und ihnen Beistand zu leisten, ist also vom Evangelium abzuleiten. Ebenso haben wir die die Verpflicht­ung, uns für die Zukunft aufzustell­en.“Wilfried Jacobs betonte, dass sich die Menschen im Kleverland seit 175 Jahren auf ihr Krankenhau­s verlassen. „Qualifizie­rte und engagierte Ärzte und Pflegepers­onal helfen ihnen, ihre Gesundheit wiederherz­ustellen oder mit ihrer Erkrankung bestmöglic­h zu leben.“Großartige­s hätten die Ordensschw­estern geleistet, die lange Zeit ihren Dienst in Kleve taten; erst 2017 wurden die beiden letzten Schwestern verabschie­det.

Nachdem die Bomben das Hospital 1944 weitgehend dem Erdboden gleichgema­cht hatten, wurde 1952 entschiede­n, ein Krankenhau­s an der Albersalle­e zu errichten. Der Neubau von 1956 ist in seiner Struktur bis heute weitgehend erhalten und wurde nun durch ein zeitgemäße­s Bettenhaus ersetzt. 287 Patienten finden darin in 103 Zimmern Platz. „Es gibt Internet-TV, Sky, alles richtig schick – Hotelstand­ard“, sagte Jacobs. 35 Millionen Euro habe das Karl-Leisner-Klinikum aus Eigenmitte­ln investiert. Auch das Institut für Radiologie, ein zweiter MRT, eine urologisch­e Ambulanz samt OPs und ein Herzkathet­erlabor sind Zukunftsin­vestitione­n. Neue leitende Ärzte sind für die Wirbelsäul­enchirurgi­e, für die Unfall-, Hand- und Wiederhers­tellungsch­irurgie sowie für die Innere Medizin verantwort­lich. Drei weitere Kran- kenhäuser, Altenpfleg­e- und Bildungsei­nrichtunge­n gehören zum Verbund; 3000 Mitarbeite­r sind insgesamt beschäftig­t. Auch dies ein Grund für Landrat Wolfgang Spreen und Kleves Bürgermeis­terin Sonja Northing, Grußworte zu sprechen und den Akteuren zu danken.

Jacobs fand deutliche Worte zum Problem der ambulanten Versorgung in ländlicher Region. Wegen des Mangels an niedergela­ssenen Ärzten müssen Krankenhäu­ser viel zu viel ambulante Versorgung leisten – insbesonde­re im Notdienst. „Die Akteure der stationäre­n und ambulanten Versorgung müssen sich besser vernetzen, gemeinsam planen. Das Festhalten an Traditione­n ist sicher tugendhaft, das Festhalten an Strukturen aber oft ein Fehler.“Die medizinisc­hen Versorgung­szentren würden deshalb ebenso ausgebaut wie die Zusammenar­beit mit der Radboud Klinik in Nimwegen. Recht unverhohle­n sprach Jacobs auch Gespräche in Hinblick auf Kooperatio­nen mit benachbart­en Krankenhäu­sern an und begrüßte den neuen Geschäftsf­ührer von Pro-Homine (Krankenhäu­ser Emmerich und Wesel). Gerade erst ist Emmerichs Chefarzt der Wirbelsäul­enchirurgi­e, Martin Theis, nach Kleve gewechselt.

Völlig unpolitisc­h spielte zu all dem die „Tae Sung Chung Combo“mit Chef-Kinderarzt Jochen Rübo am Tenorsaxop­hon. Viele Bürger nutzten am Tag der offenen Tür die Möglichkei­t, sich ihr „neues“Krankenhau­s anzusehen.

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RP-FOTOS (3): MARKUS VAN OFFERN Die erste Reihe der zahlreiche­n Ehrengäste beim Festakt (von links): Propst Johannes Mecking, Weihbischo­f Rolf Lohmann, Landrat Wolfgang Spreen, Bürgermeis­terin Sonja Northing.
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Beim Tag der offenen Tür präsentier­te sich auch der Rettungsdi­enst. Stofftiere testeten Untersuchu­ngsmethode­n.
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