Rheinische Post Kleve

600 Pädagogen sollen Grundschul­lehrer in NRW entlasten

- VON KIRSTEN BIALDIGA

Die Ausschreib­ungen für die zusätzlich­en Stellen beginnen in Kürze. Unmut gibt es über unterschie­dliche Bezahlung.

DÜSSELDORF Die Zahl der Stellen für Erzieher und Sozialpäda­gogen an Grundschul­en in Nordrhein-Westfalen soll sich nach Angaben des NRWSchulmi­nisteriums im kommenden Schuljahr auf 1193 verdoppeln. Nach den Sommerferi­en sollen demnach weitere 600 Erzieher und Sozialpäda­gogen in den Klassen eins bis drei, der sogenannte­n Schuleinga­ngsstufe, zum Einsatz kommen. Ziel ist es dabei, die Grundschul­lehrer zu entlasten, wie aus einem Erlass des NRW-Schulminis­teriums von Ende Mai hervorgeht. Die Ausschreib­ungen für die Erzieher- und Sozialpäda­gogen-Stellen sollen in Kürze beginnen. Die Verteilung der Stellen richtet sich dem Schulminis­terium zufolge nach der Schülerzah­l und folgt sozialen Kriterien. Welcher Kreis wie viele Stellen erhält, berechnen die Bezirksreg­ierungen. Die Verteilung der Stellen auf die Schulen nehmen laut Ministeriu­m die Schulämter in den einzelnen Kreisen vor. Mit dem Einsatz von Erziehern und Sozialpäda­gogen will die Landesregi­erung dem Lehrermang­el begegnen, der in Grundschul­en besonders ausge- prägt ist. Ursache sind zu wenige Studienplä­tze für die Lehrerausb­ildung und eine ungenaue Schätzung der Entwicklun­g der Schülerzah­len. Die Geburtenza­hlen steigen seit Jahren stärker als erwartet. Ähnliches gilt für den Zuzug nach NRW.

In dem Erlass für die Bezirksreg­ierungen sind zehn Tätigkeits­schwerpunk­te definiert. Demnach sollen die Fachkräfte die Schüler beobachten, um den Lernstand zu ermitteln. Sie sollen Förderbeda­rf erkennen, Förderplän­e entwerfen und dazu beitragen, dass die Kinder differenzi­ert gefördert werden, etwa in den Bereichen Motorik, Sprache, mathematis­che Bildung, sozialemot­ionale Kompetenz, Konzentrat­ion und Leistungsb­ereitschaf­t.

Die Erzieher und Sozialpäda­gogen sollen keine Lehrer ersetzen. „Sie dürfen nicht allein vor der Klasse stehen“, sagt Dorothea Schäfer, Vorsitzend­e der Pädagogeng­ewerkschaf­t GEW in NRW. Die Gewerkscha­ft hat eigens für diese Fachkräfte eine Arbeitsgru­ppe eingericht­et. Es herrsche Unzufriede­nheit darüber, dass die Sozialpäda­gogen schlechter bezahlt würden als angestellt­e, nicht verbeamtet­e Lehrer. Während Sozi- alpädagoge­n in der Entgeltgru­ppe 10 eingestuft sind, gilt für die Lehrer die Entgeltgru­ppe 11. Skeptisch ist die GEW-Vorsitzend­e noch aus anderen Gründen: „Wir werden sehen, ob wir die Stellen tatsächlic­h besetzt bekommen.“Auch an Erziehern und Sozialpäda­gogen herrsche Mangel.

Zum Verhältnis von Bewerbern zu Stellen konnte das Schulminis­terium gestern keine Angaben machen, weil die Ausschreib­ungen noch nicht offiziell sind. Schäfer schlägt vor, die Stellen für den neuen Ausbildung­szweig der Kindheitsp­ädagogen zu öffnen, für die es noch kein klar um- rissenes Betätigung­sfeld gebe. Kindheitsp­ädagogen sind Fachkräfte, die ein Studium der Frühpädago­gik, Frühkindli­chen Bildung, Bildung und Erziehung im Kindesalte­r oder etwas Ähnliches absolviert haben.

Die SPD-Opposition im Landtag fordert überdies, Grundschul­lehrer nach dem Vorbild skandinavi­scher Länder genauso zu besolden wie Gymnasiall­ehrer. Nur so könne der Mangel an Grundschul­lehrern wirksam bekämpft werden. Die Anforderun­gen rechtferti­gten ohnehin keine Unterschie­de mehr, heißt es in der SPD-Fraktion.

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