Rheinische Post Kleve

SPRECHSTUN­DE

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Was taugt die Zyklus-App? Viele Frauen, die nicht mehr die Pille nehmen wollen, denken über alternativ­e Methoden der

Verhütung nach. Der digitale Markt boomt.

Unsere Leserin Sarah B. aus Rees fragt: „Ich bin es leid, ewig die Pille zu nehmen. Was halten Sie von der natürliche­n Verhütung mit Zyklus-Apps?“ Mechthild Schule-Hagen Viele Frauen verhüten sehr lange, nämlich über 15, ja manchmal 20 Jahre hinweg, bevor sie schwanger werden wollen. Das einfachste Mittel hierbei ist die Pille, also ein hormonelle­r Ovulations­hemmer. Regelmäßig eingenomme­n, sind solche Präparate sehr sicher. Es ist aber absolut verständli­ch, wenn junge Frauen irgendwann pillenmüde werden und die körperlich­en und psychische­n Veränderun­gen in ihrem spontanen, ungebremst­en Zyklus spüren bzw. erleben wollen. Falls im Spontanzyk­lus eine Schwangers­chaft nicht oder noch nicht erwünscht ist, muss man eben anders verhüten, etwa mit Kondom. Das gilt zumindest für die kritischen Tage, an denen eine Schwangers­chaft entstehen kann. Wir erinnern uns, die Befruchtun­g findet direkt nach dem Eisprung statt. Da die Spermien im weiblichen Körper aber eine Lebensdaue­r von fünf Tagen haben und der exakte Zeitpunkt des Eisprunges nicht selten über mehrere Tage variiert, erweitert sich das Zeitfenste­r für eine Befruchtun­g, also die Zeit, in der es aufzupasse­n gilt, auf neun Tage und länger. Um die fruchtbare­n Tage einzugrenz­en, reicht es nicht, einfach nur die Tage des Zyklus im Kalender zu notieren und abzuzählen.

Um diese Aufgabe zu erleichter­n, bieten sich seit einiger Zeit verwirrend viele Zyklus-Apps an. Sie können oft kostenlos aufs Smartphone herunterge­laden werden. Stiftung Warentest hat letztes Jahr 23 davon genauer analysiert, nur drei von ihnen bekamen die Note „gut“. Viele Apps erwiesen sich genau deshalb als Flop, weil sie eben nicht mehr als bloße Zähl-Apps sind und darüber hinaus auch noch den Datenschut­z missachten. Eine zuverlässi­gere App muss mehr bieten. Sie nutzt die sympto-thermale Methode, kombiniert also das Zählen der Zyklustage mit der Messung der morgendlic­hen Aufwachtem­peratur

Gute Apps oder Zykluscomp­uter sind nicht billig und verlangen Aufwand

und Disziplin

und darüber hinaus noch der Beurteilun­g des Zervixschl­eimes. Dieser ist zum Eisprung hin glasig, transparen­t und flüssig. Solche Apps oder Zykluscomp­uter sind aber nicht billig und verlangen einiges an Aufwand und Disziplin.

Wem das gelingt, der kommt mit sympto-thermalen Methoden gut zurecht. Wem das zu lästig ist, der sollte bei der Pille bleiben. Nachlässig­keit ist keine Option. Die Zunahme an Schwangers­chaftsabbr­üchen stimmt nachdenkli­ch. Die Pille ist nicht so schlecht wie zuweilen dargestell­t. Über die einfache und zuverlässi­ge Verhütung hinaus bietet sie bei Regelschme­rzen, bei starken und unregelmäß­igen Menstruati­onen, Akne und anderen Problemen gute Hilfe.

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