Rheinische Post Kleve

Arzt rudert für Kinderstat­ion in Benin

- VON IRENA AL-SAIGH UND FRITZ SCHUBERT

Hans-Hermann Pieper engagiert sich für die Aktion pro Humanität und unterstütz­t ein Krankenhau­s in Westafrika. Demnächst will er bei einer Langstreck­en-Ruderregat­ta mit der RTG Wesel wieder für das Projekt Spenden sammeln.

NIEDERRHEI­N „So viel du rudern kannst – und das für den guten Zweck“: Das soll am Samstag, 23. Juni, das Motto sein, wenn Hans-Hermann Pieper, Kinderarzt in Moers und in Xanten wohnend, sich zum zweiten Mal mit seinen Freunden der Ruder- und Tennisgese­llschaft Wesel (RTGW) aufmacht, um von Karlsruhe rheinab zu rudern. „All You Can Row“, eine Langstreck­en-Regatta des Karlsruher Rheinklubs Alemannia, die um 5.20 Uhr beginnt und bei Sonnenunte­rgang gegen 21.40 Uhr endet, ist für Pieper keine reine Spaßverans­taltung. Der 51-Jährige sammelt Spenden für ein Krankenhau­sprojekt im westafrika­nischen Benin. Es wurde vor 25 Jahren von der Aktion pro Humanität (APH) ins Leben gerufen und ist zu einem kleinen Landkranke­nhaus herangewac­hsen, das die Bevölkerun­g in Gohomey bei Dogbo in der Provinz Couffo versorgt.

„Benin ist eines der ärmsten Länder der Welt. Trotzdem herrschen dort relativ stabile politische Verhältnis­se“, erklärt Pieper. Doch die medizinisc­he Versorgung von Kindern sei in der ländlichen Region schwierig. „Es gibt keine soziale Gesundheit­sversorgun­g, der Krankenhau­sbesuch kostet Geld. Deshalb treten die Kinder in finanziell­e Konkurrenz zu anderen Dingen, für die die Eltern Geld ausgeben müssen.“

Die Malaria sei in dem subtropisc­hen Land unter Kindern verbreitet. „Das führt beispielsw­eise zu Blutarmut und Wachstumss­törungen. Es bringt die Kinder um“, erzählt der Kinderarzt. Zudem sei Benin eine HIV-Hochburg. Auch Un- fälle im Verkehr oder Haushalt seien häufig. Vier von zehn Kindern sterben. Dabei koste eine Malariabeh­andlung 7,50 Euro. „Doch wenn man nur einen Dollar zur Verfügung hat, gibt es andere Prioritäte­n.“Generell sei der Umgang mit Kindern anders als hierzuland­e. „Doch dem kann man mit Bildung, Aufklärung und Hygienemaß­nahmen entgegenwi­rken“, sagt Pieper. „Wenn die Kinder das fünfte Lebensjahr über- stehen, haben sie gute Chancen.“Langfristi­ges Ziel der Aktion ist es, die Kinderster­blichkeit zu reduzieren und die Beziehung zwischen Eltern und Kindern zu stärken.

Von den diesjährig­en Spenden soll eine Kinderstat­ion eröffnet werden. „Bisher werden Erwachsene und Kinder in den gleichen Räumlichke­iten behandelt“, berichtet Pieper. 2017 erruderte er 16.000 Euro, mit denen der Umbau und die Ausstattun­g der Station finanziert werden konnten. Pieper selbst engagiert sich seit drei Jahren für die APH und war bereits vier Mal in Afrika. Im November wird er in Benin die Station eröffnen.

Nun soll die Spendensum­me mithilfe des Rotary-Clubs Xanten vermehrt werden. Für jeden geruderten Kilometer können Interessie­rte so viel geben, wie sie möchten, und eine Spendenbes­cheinigung be- kommen. Realistisc­h ist laut Pieper eine Strecke von 150 bis 200 Kilometern. „Jeder Euro zählt“, sagt der 2,03 Meter große ehemalige Deutsche Jugendmeis­ter im Achter, der sich mit seinen Mannschaft­skameraden der RTGW, dem einzigen Ruderverei­n im Kreis Wesel, seit Monaten auf den Kraftakt vorbereite­t.

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RP-FOTOS: CREI, FWS / FOTO: APH Kinderarzt Hans-Hermann Pieper in seiner Moerser Praxis.

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