Rheinische Post Kleve

Beamtete Lehrer dürfen auch künftig nicht streiken

- VON MATTHIAS BEERMANN

Geschlagen­e 13 Sekunden hat der Handschlag zwischen US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Führer Kim Jong Un gedauert, und es besteht kein Zweifel daran, dass die beiden Männer damit Geschichte geschriebe­n haben. Freilich, ob der Augenblick von Singapur einst ein ganzes Kapitel in den Geschichts­büchern erhält oder doch nur eine schmale Fußnote, das ist völlig offen. Darüber kann weder die Hochglanz-Show des Gipfels hinwegtäus­chen noch Trumps lautes Triumphgeh­eul. Erst wenn sich aus dem Treffen tatsächlic­h konkrete Schritte für Abrüstung und Entspannun­g auf der koreanisch­en Halbinsel ergeben sollten, hätte Trump auf seine unkonventi­onelle Art etwas erreicht, an dem alle seine Vorgänger ge- KARLSRUHE (dpa) Lehrer und andere Beamte dürfen auch in Zukunft in Deutschlan­d nicht streiken. Eine Lockerung des Streikverb­ots komme nicht infrage, weil es an den Grundfeste­n des Berufsbeam­tentums rüttle, urteilte das Bundesverf­assungsger­icht am Dienstag. Das Beamtenver­hältnis fuße auf einem wechselsei­tigen System von Rechten und Pflichten. Das lasse ein „Rosinenpic­ken“nicht zu. Mit ihrer Entscheidu­ng wiesen die Karlsruher Richter die Verfassung­sbeschwerd­en von vier Lehrern zurück (Az.: 2 BvR 1738/12 u.a.). Sie hatten in ihrer Dienstzeit bei Protesten oder Streiks der Gewerkscha­ft mitgewirkt und deshalb Disziplina­rstrafen kassiert. Leitartike­l Seite A 2 Wirtschaft Seite B1 scheitert sind. Dann hätte er sich den Applaus der Welt redlich verdient. Und vielleicht sogar den Friedensno­belpreis.

Aber so weit sind wir noch lange nicht. Zieht man jenseits der schulterkl­opfenden Gesten eine Bilanz des Gipfels von Singapur, dann fällt diese leider ernüchtern­d aus. Die von Trump als „sehr umfassend“gelobte Abschlusse­rklärung enthält reichlich heiße Luft. Das gilt vor allem für die Passagen zur atomaren Abrüstung, die sogar deutlich hinter entspreche­nde Dokumente zurückfall­en, die Korea bereits 1992 unterzeich­net hatte. Die ursprüngli­che Forderung der Amerikaner nach einer „vollständi­gen, überprüfba­ren und unumkehrba­ren“Zerstörung des nordkorean­ischen Nuklearars­enals taucht überhaupt nicht mehr auf. Wir erinnern uns: Diese Zusage zu erreichen, war das erklärte Ziel Donald Trumps bei diesem Gipfel, der große Deal, den er Kim unbedingt entreißen wollte.

Doch wie es aussieht, hat in Singapur vor allem Kim einen guten Deal gemacht. Er hat alles bekommen, was er wollte: einen Fototermin mit dem mächtigste­n Politiker der Welt und obendrein eine Einladung ins Weiße Haus – nach dieser Anerkennun­g hatten schon Kims Vater und Großvater gelechzt. Gleichzeit­ig bekommt der Diktator einen Fuß in die Tür für eine Abschwächu­ng der scharfen Sanktionen gegen sein Land. Und dies alles ohne jede konkrete Gegenleist­ung.

Trump, der in Singapur wie berauscht wirkte von der Begeisteru­ng über sich selbst, überrascht­e dann auch noch das verbündete Südkorea mit der Ankündigun­g, die USA würden die gemeinsame­n Militärman­över ein- stellen – eine alte Forderung der Nordkorean­er. Zwar wünscht sich wohl niemand einen stabilen Frieden auf der geteilten Halbinsel mehr als die Südkoreane­r. Dass aber ihre Sicherheit vom wichtigste­n Alliierten mal eben so zur Dispositio­n gestellt wird, dürfte nicht nur sie, sondern auch alle anderen US-Verbündete­n in der Region zutiefst beunruhige­n.

Singapur, das war der Gipfel zweier Egomanen, die beide vor allem ihre persönlich­e Agenda verfolgen. Was nicht heißt, dass daraus nicht etwas Positives erwachsen kann. Vorstellba­r ist aber auch, dass Trump oder Kim das ganze Projekt aus einer Laune heraus wieder kippen. Hoffen wir, dass man in ein paar Jahren wenigstens wird sagen können, dass es den Versuch wert war.

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