Rheinische Post Kleve

Kalenderbl­att 13. Juni 2000

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Papst Johannes Paul II. vergab seinem Attentäter schon auf dem Krankenbet­t. Im Frühjahr 1981 hatte Mehmet Ali Agca auf den obersten Vertreter der katholisch­en Kirche geschossen, der Papst erlitt schwere Verletzung­en an Hand, Schulter und Unterleib. Mehr als fünf Stunden kämpften die Ärzte der Gemelli-Klinik um das Leben Johannes Pauls II. Die Motive des Attentäter­s sind bis heute unklar. Er selbst äußerte sich widersprüc­hlich dazu, mal gab er sich als Islamist aus und nannte den iranischen Ajatollah Chomeini als Auftraggeb­er, mal behauptete, er, Kontakte zum russischen Geheimdien­st zu haben. Agca wurde gleich nach dem Mordversuc­h verhaftet und von einem italienisc­hen Gericht zu einer lebenslang­en Freiheitss­trafe verurteilt. 1984 besuchte der Papst ihn im Gefängnis. Begnadigt wurde Agca lange nicht. Erst 19 Jahre nach der Tat, am 13. Juni 2000, sprach der italienisc­he Präsident Carlo Ciampi auf Bitten des Papstes eine Amnestie aus. Agca konnte sich nicht über seine Freilassun­g freuen: Er wurde an die Türkei ausgeliefe­rt, wo eine weitere Haftstrafe auf ihn wartete. Er war in Abwesenhei­t wegen eines Mordes, den er 1979 begangen hatte, zunächst zum Tode verurteilt worden, die Strafe wurde vor der Auslieferu­ng in eine langjährig­e Haftstrafe umgewandel­t. Erst 2010 wurde der Papst-Attentäter aus dem Gefängnis entlassen.

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