Verkehrsprojekt Kleve-Nimwegen scheitert am Kirchturmdenken
Ausbau der Bahnstrecke Krefeld bis Kleve zweigleisig und elektrifiziert auszubauen, habe. „Das werden wir weiter vorantreiben. Wir brauchen dringend mehr Verlässlichkeit auf dieser Strecke“, sagt Rouenhoff.
Die Klever Bundestagsabgeordnete Barbara Hendricks bezeichnete die Absage aus den Niederlanden als „zutiefst bedauerlich“. Frühere Äußerungen des Bürgermeisters von Nimwegen hätten diese aber befürchten lassen. „Es ist völlig eindeutig, dass die Entwicklung auch daran liegt, dass der Kreis Kleve nicht wirklich tätig wurde“, sagt sie. „Der Landrat wollte das Thema erst spät angehen, als die Niederländer schon abgesprungen waren“, sagt Hendricks. Sie werbe weiterhin um eine gemeinsame Lösung. „Ich hoffe sehr, dass noch nicht aller Tage Abend ist. Aber wenn die Gelderlander bei ihrer Meinung bleiben, wird das wohl nicht zu regeln sein.“
Landrat Wolfgang Spreen, der jüngst Gespräche mit den niederländischen Kommunen, der Euregio und der Provinz gesucht hat, hielt sich bedeckt: „Dem Kreis Kleve liegt bis heute keine offizielle Nachricht der Provinz Gelderland vor. Im Übrigen findet in Kürze ein seit längerem geplantes, nicht-öffentliches Gespräch mit den Beteiligten statt“, hieß es aus der Kreisverwaltung.
Michael Bay von der Klever Grünen gehört zu jenen Kommunalpolitikern, die seit Jahrzehnten für die Bahnstrecke Kleve-Nimwegen kämpfen. „Ich wundere mich über gar nichts mehr“, sagte er gestern sichtlich ernüchtert. Es habe in den vergangenen Jahren immer wieder widersprüchliche Meldungen aus den Niederlanden gehört, je nach Bürgermeister und je nach Provinzregierung. „Ich kann das nicht verstehen, da wird eine einmalige Chance vertan“, sagt Bay. Die Region zwischen Kleve und Nimwegen sei verkehrspolitisch eine Sahelzone, abgeschnitten von Bahn und ÖPNV. „Der Bus ist keine Option“, sagt Bay. Auch er werde den Brief an die niederländische Ministerin unterstützen.
Die Bahnstrecke Kleve -Nimwegen stillzulegen war dumm und kurzsichtig. Jetzt wird eine verlässliche, schnelle Verkehrsverbindung in der zusammenwachsenden Region schmerzlich vermisst. Lange wurden all die, die für eine Reaktivierung eintraten, belächelt, so wie all die belächelt wurden, die sich für eine Hochschule in Kleve einsetzten. Nachdem endlich auch der Kreis auf den Zug aufgesprungen war und der Landrat alle Kommunen an einen Tisch geholt hatte, schien der Traum der verlässlichen schnellen Verbindung greifbarer zu werden – die Euregio könnte deutlich zusammenwachsen. Doch jetzt scheint das nicht nur für die Euregio so wichtige Verkehrsprojekt am Kirchturmdenken in Groesbeek und Nimwegen zu schei- tern. Vielleicht hat man in den Kommunen Angst, dass das Ganze doch mehr als nur ein Traum ist. Auch das wäre kurzsichtig – denn letztlich geht es nicht allein um Kleve-Nimwegen: In den Niederlanden wächst der Wirtschaftsknoten „Het KAN“und braucht langfristig mehr als nur die Verbindung Arnheim-Düsseldorf, um ins Herz von NRW zu kommen. Die Chance wäre vertan. Zumal die Abgeordneten in Berlin und Düsseldorf, Rouenhoff und Haupt, weitsichtig den zweigleisigen und elektrifizierten Bahnausbau zwischen Kleve und Düsseldorf forcieren wollen. Sie haben eben keine Angst vor dicken Brettern. Ihre Meinung zum Thema? Schreiben Sie unserem Autor unter: Matthias.Grass@Rheinische-Post.de