„Impuls“berät immer mehr Gewaltopfer
493 Frauen erhielten im vergangenen Jahr Hilfe von der Beratungsstelle. Dabei ging es sehr häufig um Gewalt in der Beziehung. Aber auch andere Probleme wie Essstörungen sind weiterhin häufig Thema.
KREIS KLEVE Im Zuge der Geschehnisse der Kölner Silvesternacht 2015 hätten sich viele Frauen getraut, Gewalt anzuzeigen und Hilfe in Anspruch zu nehmen, sagt Hildegard Wolff von „Impuls“. Die Frauenberatungsstelle mit vier Standorten im Kreis Kleve unterstützte im Jahr 2017 493 Frauen. 2016 waren es 499.
„Essstörungen werden auch durch zu hohen
Druck ausgelöst“
Maria Peeters
Pädagogin bei „Implus“
Damit bleibt die Nachfrage konstant hoch, wie der aktuelle Jahresbericht zeigt.
Besonders die Gewaltschutzberatung hat im vergangenen Jahr deutlich zugenommen. 71 Prozent der Frauen suchten wegen „Gewalt in der Beziehung“das Gespräch, gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 31 Prozent. Dabei gehe es auch immer häufiger um sexualisierte Gewalt. „Das nordrhein-westfälische Polizeigesetz hat dazu geführt“, erläutert „Impuls“-Beraterin Maria Peeters. „Wenn die Beamten wegen häuslicher Gewalt im Einsatz sind, bringen sie uns mit den Opfern in Kontakt. Das ist obligatorisch.“
Die Institution berät Mädchen ab 16 Jahren, am häufigsten kommen Frauen zwischen 25 und 50 Jahren in die Beratungsstelle. 36 Prozent der Hilfebeziehenden sind Frauen mit Migrationshintergrund oder anderer Nationalität. „Wir betreuen viele Flüchtlingsfrauen“, sagt Wolff. „Die Kommunikation wird dann zum Problem. Aber in den meisten Fällen kann uns eine Sozialarbeiterin mit Arabisch-Kentnissen aushelfen.“Neben speziellen Angeboten für Flüchtlingsfrauen, wie das „TrAum-Café“, wird aktuell an einem Pool für Übersetzerinnen gearbeitet.
Es hat mehrere Jahre gedauert, bis „Impuls“alle Kommunen im Kreis davon überzeugen konnte, die Einrichtung finanziell zu unterstützen. Doch auch Kalkar, das 2017 noch nicht dabei war, hat nun die Vereinbarung unterzeichnet. „Wir haben nun das Glück, dass jede Beratung finanziert ist“, sagt Peeters. Einen jährlichen Eigenanteil von rund 25.000 Euro muss die selbstständige Praxis trotzdem leisten. Mit zwei vollen und einer halben Stelle beraten drei Mitarbeiterinnen an vier Standorten. Das bedeutet volle Auslastung. Aber noch nie wurde eine Frau in einer akuten Notlage weggeschickt.
Neben Gewalt sind auch Essstörungen ein Grund für Beratung. 66 Frauen suchten deswegen 2017 Hilfe bei „Impulse“. Für Peeters haben sich die Ursachen für die Krankheit mit den Jahren gewandelt. „Früher hatte ich das Gefühl, dass Schönheitsideale hauptsächlich verantwortlich sind“, sagt die Pädagogin. „Aber oft sind hohe Ansprüche und Druck von anderen die Ursache.“Egal, um welches Thema in der Beratung geht – niemals heißt es „Er- zähl doch mal“. „Jede erzählt und sagt so viel, wie sie möchte“, sagt Beraterin Wolff.
Im Bereich Prävention führte die Beratungsstelle im vergangenen Jahr einen WenDo-Kursus, Selbstverteidigung für Frauen, in Emmerich und Goch durch. Das Interesse und die Teilnahme waren so groß, dass auch in diesem Jahr neue KursTermine folgen sollen. Zudem soll der Kursus auch bald in Weeze stattfinden.