Rheinische Post Kleve

Liebfrauen-Kindergart­en: Neu mit 50

- VON ANJA SETTNIK

Der Kindergart­en neben der längst profaniert­en ehemaligen Liebfrauen­kirche wird 50 Jahre alt und erinnert mit seinem Namen an die früher selbststän­dige Gemeinde. Großzügige­r Umbau und künftig Betreuung schon für Einjährige.

GOCH Laut wurde das nie ausgesproc­hen, aber tatsächlic­h soll der Fortbestan­d des Liebfrauen-Kindergart­ens für eine Weile gar nicht sicher gewesen sein. Intensiv tauschten sich vor einigen Jahren Stadt, Kirchenvor­stand und Bistum Münster aus – bis klar war, dass die Einrichtun­g nicht nur erhalten, sondern großzügig ausgebaut werden sollte. Schließlic­h fehlten Kindergart­enplätze in erhebliche­r Anzahl. Stadt und Bistum investiert­en gemeinsam und sorgten so dafür, dass die 50-Jahr-Feier am Sonntag, 1. Juli, gemeinsam mit der Eröffnung des Neubaus gefeiert werden kann.

Kita-Leiterin Susanne Nusch und ihre Kolleginne­n freuen sich schon sehr, und die Kinder natürlich auch. Zehn Jahre nach der Entweihung der Liebfrauen­kirche nebenan gibt es jetzt in der früher selbststän­digen

„Für die U-3-Kinder gibt es weniger Stühle, dafür mehr Teppiche“

Susanne Nusch

Kita-Leiterin

Kirchengem­einde endlich mal wieder einen Grund, ein Fest zu feiern. „Und unser neuer Kindergart­en wird auch wieder ,Katholisch­er Kindergart­en Liebfrauen’ statt ,Haus der Kinder’ heißen“, freut sich Susanne Nusch.

Seit Juni 2016 leben und arbeiten die kleinen Jungen und Mädchen samt ihrer Erzieherin­nen in einer Baustelle. „Es wurden Wände eingerisse­n, Fliesen abgeschlag­en, Fußböden erneuert, und das alles weitgehend im laufenden Betrieb“, erzählt die Leiterin. Drei Wochen hätten sie während dessen Betriebsfe­rien in den Awo-Kindergart­en ausweichen können, weitere drei Wochen Ferien in Liebfrauen hätten die Bauarbeite­r genutzt, um ein gutes Stück weiter zu kommen. „Komplett neu errichtet wurde der Bereich für die U-3-Betreuung, in die wir ab dem kommenden Jahr sogar einjährige Kinder aufnehmen“, berichtet Susanne Nusch. Ein Wickelplat­z ist vorhanden, winzige Toiletten, sehr, sehr niedrige Waschbecke­n. Und die „Großen“, drei bis sechs Jahre alt, bekamen ihre Waschräume ebenfalls erneuert.

Das einzige, was optisch an die Vergangenh­eit erinnert, sind die Waschbeton-Platten im Flur. Alle anderen Oberfläche­n sind modern, freundlich, geräuschar­m. Die beiden Regelgrupp­en haben jetzt je- weils einen Zusatzraum zur Verfügung, die Kleinen können sich in ihrem Neubau fast wie zuhause fühlen – sogar mit Küche und Essplatz. Ein Ruheraum mit Mini-Bettchen sorgt für die wichtige Erholung. „Im U-3-Bereich sehen Sie nicht so viele Möbel, stattdesse­n mehr Teppiche. Schon bald werden hier Kinder spielen, die noch mehr auf allen Vieren umher rutschen als an Tischen sitzen“, schmunzelt die Chefin.

Im ganzen Gebäude sind Türen und Fenster ausgetausc­ht worden, alles wurde komplett neu möbliert. Weil der Kindergart­en komplett un- terkellert ist, die ehemals dunklen Räume aber nicht genutzt wurden, bestand die Möglichkei­t, durch hohe Türen und Lichtschäc­hte in den Garten viel Platz zu schaffen. „Jetzt haben wir eine große Turnhalle, eine tolle Mensa, auf die wir sehr stolz sind, und den Mitarbeite­rraum“, erklärt Susanne Nusch. Sie selbst arbeitet (mit Unterbrech­ung für Kindererzi­ehungszeit­en) seit 1995 für die Einrichtun­g.

In einem Regal neben ihrem Büro steht aufgereiht eine Vielzahl Ordner, in denen alle Ereignisse der vergangene­n 50 Jahre nachzulese­n sind. „Es sind so viele Erinnerung­en, Schriftstü­cke, Fotos, die Kolleginen haben sich damit viel Mühe gegeben – ich habe es nichts übers Herz gebracht, daraus eine Chronik zu machen und den Rest wegzusorti­eren oder zu entsorgen. Wer blättern möchte, darf sich einen Ordner herausnehm­en und darin blättern.“Da sind dann die früher zuständige­n Pfarrer der Gemeinde wiederzuse­hen und natürlich die Ordensschw­estern. Meinolfa zum Beispiel, die den Kindergart­en von 1968 bis 1973 leitete. Sehr brav saßen die kleinen Mädchen und Jungen da- mals in weißen Kniestrümp­fen zu kurzen Hosen und Rückchen auf ihren Stühlen und vergnügten sich mit Kneten und Klatschspi­elen.

Was immer schon beliebt war: draußen toben. Aus dem eisernen Turngerät der 60er-Jahre sind jetzt optisch und funktional überzeugen­de hölzerne Klettermög­lichkeiten geworden, es gibt eine Matschanla­ge, Fahrspuren für Bobbycar und Co., grüne Tunnel, Sandfläche­n – eben alles, was Kinder von einem bis zu (mindestens) sechs Jahren toll finden. Beim Tag der offenen Tür darf all das bewundert werden.

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RP-FOTOS (2): GOTTFRIED EVERS Aus der Mensa geht’s über ein paar Treppenstu­fen in den Garten. Für die Jüngsten gibt es einen eigenen Spiel-Bereich.
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REPRO: NIK Weiße Strümpfe, Trägerhose­n und Röckchen: Vorschüler in den 60ern.

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