Rheinische Post Kleve

Die Grenzregio­n und die lieben Nachbarn

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KREIS KLEVE (RP) Wie entwickelt­en sich die Beziehunge­n in der Grenzregio­n nach den Weltkriege­n? Antworten gaben während des Landgottes­dienstes der Kirchenkre­ise und Kreisdekan­ate Kleve und Wesel zwei Direktoren, die sich heute für Bildung von Menschen einsetzen.

Der eine, Dr. Kurt Kreiten, Direktor der Wasserburg Rindern, erinnert sich an seine Kindheit in der Nähe der Grenze zu Venlo: „Wenn wir über die Grenze fuhren, freuten wir uns auf eine sehr offenes und liberales Land.“Die Haltung gegenüber den Niederland­en sei vor allem eine Generation­enfrage. Großeltern, die den zweiten Weltkrieg mitgemacht haben verhielten sich im Kontakt zu den Nachbarn anders.

Obwohl die Beziehunge­n vor dem Weltkrieg gut und zahlreich gewe- sen seien. Nach dem Krieg in den 1950er Jahren entstanden am Niederrhei­n Land- und Heimvolksh­ochschulen wie die Wasserburg. Deren Ziel: Mittels Bildung den Bür- gerinnen und Bürgern Perspektiv­en zu eröffnen und eine gewisse Weltoffenh­eit mitzugeben.

Das sei auch Ziel des Befreiungs­museums in Groesbeek, erläuterte dessen Direktor, Drs. Wiel Lenders, im Gespräch mit KDA-Pfarrer Jürgen Widera. Er lädt regelmäßig Auszubilde­nde von Thyssen-Krupp aus Duisburg zu sich nach Groesbeek ein. Dort befassen Sie sich nicht nur mit dem geschichtl­ichen Blick zurück, sie lernen im „Museumspar­k Orientalis“verschiede­ne Religionen kennen. Wichtig seien heute drei Fragen, so Lenders: Wie konnten wir die Freiheit zugunsten von Nazidiktat­ur und Krieg verlieren, wie haben wir sie wiedergewo­nnen und was können wir heute tun, um die Freiheit zu erhalten? Darum ermutigt Lenders Schüler bei Examensarb­eiten nicht nur die Zeit der Kriege als Thema zu wählen, sondern auch die Zeit nach 1945 bis heute.

Der Landgottes­dienst wurde in der Kapelle der Wasserburg musika- lisch umrahmt von den „Point Singers“aus Kleve. Mit ihren Stimmen sowie Querflöte und Keyboard begleitete­n sie die Gemeindeli­eder, darunter „Eine Hand voll Erde“.

Nach dem Beginn in der Kapelle zog die Gemeinde zu Fuß zum landwirtsc­haftlichen Betrieb Siebers rund 1,5 Kilometer weiter. Auf dem Weg hielt die Gruppe bei einem Gedenkstei­n. An ihm kamen mittels einer Tagebuch-Vertonung die Schrecken des 2. Weltkriegs ganz nahe. Nach den Fürbitten, Gebet und Segen endete der Gottesdien­st. Gerne nahmen Besucher das Verpflegun­gsangebot der Landfrauen, das aus Getränken, Brötchen und Würstchen bestand, an. Im nächsten Jahr wird der ökumenisch­e Landgottes­dienst wieder auf der rechten Rheinseite stattfinde­n.

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FOTO: NN Kurt Kreiten, Jürgen Widera und Drs. Wiel Lenders (von links)

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