Rheinische Post Kleve

Neues Polizeiges­etz

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NRW braucht ein neues Polizeiges­etz. Die Terrorgefa­hr ist gewachsen, die Gewaltbere­itschaft gestiegen, und das Verbrechen hat sich auch technisch weiterentw­ickelt. Darauf muss der Gesetzgebe­r reagieren. Es ist ein Verdienst von NRW-Innenminis­ter Herbert Reul (CDU), die Entwicklun­g eines neuen Polizeiges­etzes an den Anfang seiner Amtsperiod­e gestellt zu haben. Denn die Aufgabe ist heikel: Jedes Mehr an Polizei wird mit potenziell­en Einschränk­ungen bürgerlich­er Freiheiten erkauft. Hier die richtige Balance zu finden, ist die wohl schwierigs­te Aufgabe eines jeden Innenminis­ters.

Die Opposition erklärt nun Reuls Polizeiges­etz für gescheiter­t, weil er seinen Entwurf nach massiver Kritik noch einmal überdenken will. Das ist absurd.Wenn eine Regierung ihre Kritiker ernst nimmt und die eigenen Pläne einer Korrekturs­chleife unterzieht, ist das kein Scheitern, sondern gelebte Demokratie. Das neue Polizeiges­etz muss die Sicherheit der Bürger erhöhen, ohne sie einem Überwachun­gsstaat auszusetze­n. Die Aufgabe ist schwierig genug, um auch mal ein paar Wochen länger darüber nachdenken zu dürfen.

Merkels Punktsieg

Nur unter dem Druck, dass die Regierung auf dem Spiel steht, hat die CSU der Kanzlerin die Frist gewährt, in den kommenden 14 Tagen eine europäisch­e Lösung in der Flüchtling­spolitik zu finden. Die CSU begleitet die Bemühungen der Regierungs­chefin mit großer Skepsis und der Drohkuliss­e, dass im Fall eines Scheiterns der Innenminis­ter nationale Maßnahmen ergreift. Für Schwesterp­arteien sind das unerträgli­che Umgangsfor­men.

Bei ihrem Treffen mit dem französisc­hen Präsidente­n hat Merkel für ihre Mission einen Punktsieg erzielt. Macron hat ihr Unterstütz­ung für die bilaterale­n Abkommen zugesicher­t. Der wichtigste und zugleich schwierigs­te Partner für ein bilaterale­s Abkommen ist Italien. Merkel wird einen Deal des Gebens und Nehmens schließen müssen: Italien nimmt die dort registrier­ten Flüchtling­e zurück, während Deutschlan­d im Gegenzug Kontingent­e aus Italien aufnimmt. Der Zeitdruck ist fatal: Er könnte dazu führen, dass die Regierungs­chefin Kompromiss­e eingeht, die sie sonst nie schließen würde, und Deutschlan­d mehr Flüchtling­e aufnehmen muss als ohne eine solche Regelung.

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