Rheinische Post Kleve

VOLKSBANKE­N KLEVERLAND UND AN DER NIERS SOWIE RP PRÄSENTIER­EN: SCHULABSCH­LUSS – UND JETZT? Ein Jahr als Au-pair in die USA

- VON BIANCA MOKWA

Die Issumerin Colinda Wandt hat ihr Abi frisch in der Tasche. Die 19-Jährige geht für ein Jahr nach San Fransisco und passt in einer Familie auf das Kind auf. Ohne Vorbereitu­ng geht das nicht. Nicht nur das Visum ist wichtig, auch die Erfahrung zählt.

KLEVE/GOCH Statt in die Ferien, geht es für Colinda Wandt direkt nach dem Abi in die USA, nach San Fransisco. Dort wird sie aber nicht gemütlich in der Sonne liegen, sondern sich um ein Kind kümmern, als Au-pair. „Das war immer so ein Traum“, sagt die 19-Jährige.

Als sie das erste Mal davon hörte, dass die Schwester ihrer Freundin das macht, war sie sofort begeistert. Dann hatte sie ihren Traum aus den Augen verloren, bis zu dem Tag, als in der Oberstufe eine Organisati­on an ihre Schule kam, die Auslandsau­fenthalte vermittelt. „Das ist deins“, habe sie sofort gedacht und sich an ihren Traum erinnert. Zunächst waren ihre Mama und die Oma nicht begeistert von der Idee, dass Colinda ein Jahr in die USA geht. Die sind ja nicht gerade um die Ecke und ein Jahr kann lang sein. „Aber ich habe nicht locker gelassen“, sagt die Abiturient­in. Ihre Mutter hat sie mit zu einem Treffen mit der Agentur genommen und sich dann über die Agentur auf die Suche nach einer passenden Familie in den USA gemacht. „Es funktionie­rt ein bisschen wie bei den Online-Plattforme­n für Partnerver­mittlung. Es wird nach gemeinsame­n Interessen gesucht“, erklärt die 19-Jährige.

Schwierig war es, den richtigen Zeitpunkt zu finden. Viele wollten schon im April ein Au-pair engagieren, aber da stand für Colinda noch das Abitur an. Sie hat mit mehreren Familie geskypt, und dann hat es endlich gepasst. „Total sympa- thisch“, beschreibt sie das Ehepaar, auf dessen siebenmona­tigen Sohn sie aufpassen wird. „Spazieren gehen, Vorlesen, Füttern, Windeln wechseln“, beschreibt sie, was sie in den zwölf Monaten erwartet. Sie fliegt aber nicht ohne Vorbereitu­ng zu ihrer neuen Aufgabe in die USA. Die Agentur, die den Aufenthalt vermittelt, erwartet Referenzen. Mehrere hundert Stunden Betreuung von U2- Kindern (Kinder unter zwei Jahren) musste sie nachweisen. Gesammelt hat sie die Stunden als Babysitter und in der Kindertage­spflege. Außerdem hat sie zusätzlich in ihrer Freizeit im Offenen Ganztag mitgeholfe­n und Nachhilfe gegeben.

Online hat Colinda Theoriestu­nden absolviert, in denen es unter anderem um die verschiede­nen Entwicklun­gsstadien von Kindern ging. „Ich musste auch noch einen mündlichen Englischte­st machen“, sagt sie über eine weitere Voraussetz­ung. Vor dieser Aufgabe hatte sie Respekt. Würde das Schulengli­sch reichen? Es reichte. Aber auch die Gespräche mit ihrer Gastfamili­e liefen ja bereits auf Englisch. „Ein paar Vokabeln fehlen einem. Aber ich habe eine Übersetzun­gs-App auf dem Handy“, sagt die 19-Jährige la- chend. Das Handy lag neben ihr, wenn sie mit der Familie in den USA skypte. „Damit geht das echt“, stellt Colinda fest.

Sie freut sich nicht nur, nach zwölf Monaten die Sprache besser zu können, sondern auch auf neue Leute und eine andere Kultur. Aber ein bisschen Angst vor Heimweh, dass sie die eigenen Familie und Freunde vermissen könnte, hat sie auch. „Ich kenne die Familie in den USA nur vom Skypen. Was ist, wenn es im Alltag doch nicht funktionie­rt?“, solche Fragen kamen dann doch auf, während sie ihren Koffer packte. „Aber die scheinen sehr nett und aufgeschlo­ssen zu sein“, sagt die Issumerin zuversicht­lich. Kulinarisc­h werde sie Sauerkraut und Sauerbrate­n vermissen, aber wer weiß, vielleicht kocht sie das mal zusammen mit ihrer Gastfamili­e. Ihr Hinflug endet in New York. Fünf Tage wird sie zunächst dort verbringen, bevor es für sie weiter nach San Fransisco geht. In New York trifft sie auf weite- re Au-pairs aus aller Welt. Einmal im Monat werden sie sich zu einem Austausch treffen.

Nach den zwölf Monaten als Aupair steht ihr die Option offen, noch einen Monat durch die USA zu reisen. Sie habe sich aber noch nicht ganz entschiede­n, ob sie das auch macht. „Obwohl, wenn man einmal da ist“, überlegt sie laut. Das würde auch noch mit ihrer Ausbildung passen. Schon vor ihrer Abreise in die USA hat sie sich um einen Ausbildung­splatz gekümmert. Sie möchte nach ihrer Rückkehr eine Ausbildung als Kinderkran­kenschwest­er an der Essener Uniklinik starten. „Viele fragen, ob ich nicht studieren will, aber ich mag das Praktische“, sagt Colinda. Und sie findet Kinder super.

In ihrem Koffer hat sie übrigens extra Platz gelassen für das Geschenk für ihr Gastkind, einen kleinen Stoffelefa­nten. Der musste mit, genauso wie natürlich das Visum für die USA.

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FOTO: EVERS In ihrer Freizeit gab Colinda Wandt Nachhilfe. Sie sammelte viel Erfahrung, die sie als Au-pair in den USA für ihre Gastfamili­e nutzen wird.

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