Jüdische Mitbürger: Kalkar bekommt seine ersten Stolpersteine
KALKAR (nik) Nach Jahren kontroverser Debatte hatte der Rat Ende vergangenen Jahres dem Antrag einer Interessengemeinschaft zugestimmt: Kalkar bekommt Stolpersteine zur Erinnerung an die verfolgten und ermordeten jüdischen Mitbürger.
Wie Andrea Mörsen als Vorsitzende der Gemeinschaft mitteilt, steht nun der Termin fest, an dem Gunter Demnig die ersten Steine in Kalkar verlegen wird: Es wird der 2. Oktober sein. Die vorbereitenden Arbeiten seien in vollem Gange, so dass Demnig, der Initiator der Stolperstein-Bewegung, im Oktober hoffentlich wie geplant vorgehen kann. Geehrt werden damit die Mitglieder zweier jüdischer Familien aus Kalkar, die in der Zeit zwischen 1933 und 1945 von den Nationalsozialisten verfolgt, vertrieben oder ermordet wurden.
In Kalkar haben damals fünfzehn jüdische Familien mit insgesamt 65 Familienmitgliedern gewohnt. Die Häuser Monrestraße 20 und 22 waren im Besitz jüdischer Kaufmannsund Handwerkerfamilien. Familie Schürmann bewohnte das Haus Nr. 20. Dort betrieb Oskar Schürmann mit seiner Frau Amalie eine Metzgerei. Das Haus Nr. 22 gehörte der Familie Spanier, die dort ein Textilgeschäft führte. Wie alle anderen Ge- schäfte, die im Besitz von Juden waren, wurden auch diese Geschäfte in der Reichspogromnacht am 9. November 1938 von Nazis demoliert. Die meisten Mitglieder beider Familien sind in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten ermordet worden. Aber auch wer fliehen konnte oder ohne direkte Gewalteinwirkung zu Tode kam, muss als Opfer der NS-Zeit angesehen werden. Es ist die Intention des Pro- jektes, an das schreckliche Geschehen der damaligen Zeit zu erinnern und ihre Namen an die ursprünglichen Wohnorte zurückzubringen.
Zum Gedenken an die Opfer sind alle Bürger eingeladen, der Erstverlegung von Stolpersteinen in Kalkar am 2. Oktober beizuwohnen. Anschließend wird Gunter Demnig im Ratssaal einen Vortrag über das Projekt und seine Entwicklung halten. Im Anschluss besteht die Gelegen- heit, sich mit dem Künstler und den Kalkarer Initiatoren auszutauschen.
Die Interessengemeinschaft finanziert die Verlegung der Stolpersteine über Spenden. Die Kosten für die Anfertigung und Verlegung eines Steines betragen 120 Euro. Wer das Projekt finanziell unterstützen möchte, ist dazu herzlich eingeladen. Weitere Informationen auf der Internetseite des Vereins „www.stolpersteine-kalkar.de“.