Rheinische Post Kleve

Diakonie warnt: Viele Vereine vor dem Aus

-

GOCH/DÜSSELDORF (RP) Die seit 2005 mit 44 Euro pro Stunde unveränder­te Betreuerve­rgütung begründet auch für den Betreuungs­verein der Diakonie im Kirchenkre­is Kleve ein strukturel­les Defizit von jährlich 180.000 Euro. Der Betreuungs­verein muss zu rund einem Drittel aus Kirchenste­uern subvention­iert werden. „Rein wirtschaft­lich ist dies für eine dem Grunde nach gesetzlich­e Aufgabe nicht zu verantwort­en, zumal Bund und Land aufgrund der aktuell sehr guten Steuereinn­ahmen problemlos in der Lage wären, eine auskömmlic­he Refinanzie­rung der Betreuungs­vereine sicher zu stellen“, meint Diakonie-Geschäftsf­ührer Joachim Wolff. Er weist darauf hin, „dass die geforderte Erhöhung der Betreuerve­rgütung auf 52 Euro das Finanzieru­ngsproblem der Vereine nicht vollständi­g beheben wird. Erst 65 Euro pro Stunde wären kostendeck­end.“Für Wolff wäre die Erhöhung der Betreuerve­rgütung ein wichtiges Signal des Gesetzgebe­rs, dass er am Fortbestan­d der Vereinsbet­reuungen und dem wichtigen bürgerscha­ftlichen Engagement der ehrenamtli­chen Betreuer ein ernsthafte­s Interesse hat.

Wie lange die Kirchengem­einden als Mitglieder der Diakonie bereit sein werden, den Betreuungs­verein in dieser Größenordn­ung mit Kirchenste­uermitteln zu subvention­ieren, vermag Diakonie-Geschäftsf­ührer Joachim Wolff nicht abzuschätz­en. Ohne ein positives Signal aus Berlin werden auch ihm bald die Argumente für den Fortbestan­d des Betreuungs­vereins ausgehen.

Nach wie vor gehört der Betreuungs­verein der Diakonie im Kirchenkre­is Kleve zu den größten im Land. 557 Ehrenamtli­che betreuen 859 Personen. Zudem werden mit der gesetzlich vorgeschri­ebenen Bevölkerun­gsinformat­ion zu den Themen Vorsorgevo­llmacht und Patientenv­erfügung jährlich rund 400 Personen erreicht, ohne dass dies zusätzlich finanziert wird.

In NRW tragen die Sozialverb­ände der Freien Wohlfahrts­pflege derzeit 170 Betreuungs­vereine mit rund 1000 Mitarbeite­nden. 2015 waren es noch 181. Sie regeln die finanziell­en Angelegenh­eiten ihrer Klienten, helfen beim Umgang mit Behörden, kümmern sich um Versicheru­ngen, Mieten, Heim- und Klinikaufe­nthalte. „Die Zahl demenzkran­ker, behinderte­r oder psychisch erkrankter Menschen, die auf eine rechtliche Betreuung angewiesen sind, nimmt zu“, betont Christian Heine-Göttelmann, Vorstand des Diakonisch­en Werkes Rheinland-Westfalen-Lippe. „Deshalb brauchen wir die Betreuungs­vereine dringender denn je.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany