Scheitern macht Neuanfang möglich
Bei allem Schock über das Ausscheiden: Ich bin zu sehr Sportler, um nun nicht auch fair anzuerkennen, dass andere besser waren. Jogi Löw muss nun jedenfalls eine ganz schwierige Entscheidung für sich treffen. Ich würde als Trainerin ganz tief in mich hineingehen, um einige Fragen für mich zu beantworten. Wie viel Input kann ich dem Team noch geben in den kommenden Jahren? Habe ich noch so viel Energie, um das nun Folgende durchzustehen? Zudem würde ich meine Trainerkollegen zu meiner (Selbst-)Analyse hinzuziehen. Sich mit den Trainerkollegen auszutauschen, ist immer hilfreich. Denn oft geht man mit sich selbst auch zu kritisch um, sieht die Dinge nur aus dem emotionalen Blickwinkel und ist auch einfach nicht mehr objektiv. Anerkennen muss man, dass die DFB-Verantwortlichen während des Turniers nichts schön geredet haben, ihre Unzufriedenheit war zu spüren.
Was jedenfalls definitiv nicht weiterhilft, ist ein Schnellschuss. Sondern einzig eine ganz saubere Analyse, für die man sich aber Zeit lassen sollte, um dann nach einigen Wochen zusammenzukommen und die wichtigsten Fragen zu besprechen. Hätte es vielleicht bessere Spieler gegeben? Haben wir Signale, auch im Vorfeld, überhört? Haben wir vielleicht nicht genau genug hingeschaut, auch nach den nicht überzeugenden Freundschaftsspielen? Als Außenstehende kann man diese Frage jedoch nicht beantworten, das kann nur der innere Zirkel.
In der Verantwortung steht aber auch die Bundesliga, die in den vergangenen Jahren nicht mehr die Erfolge früherer Jahre erzielen konnte. Und natürlich haben unsere jungen Spieler beim Confed Cup 2017 ein tolles Turnier gespielt. Aber die Weltmeisterschaft hat nun doch auch ganz klar gezeigt, dass der Confed Cup eben nicht mit der Weltmeisterschaft zu vergleichen ist. So bitter das vorzeitige Ausscheiden jedenfalls auch ist: Wir sollten direkt damit anfangen, das WM-Scheitern auch als große Chance eines Neuanfangs zu begreifen. Denn für einige Spieler öffnen sich nun neue Türen.