Rheinische Post Kleve

WM-EXPERTEN

-

Löw ist der Richtige für den Neuanfang

Diese Weltmeiste­rschaft hat bei allen Beteiligte­n deutliche Spuren hinterlass­en. Das frühzeitig­e Aus kann man nicht einfach so abhaken. Und diesen Fehler wird beim Deutschen Fußball-Bund auch sicher keiner begehen. Es bietet auch durchaus eine Chance, alles noch einmal neu zu justieren. Alles noch einmal neu zu hinterfrag­en. Ein paar Dinge, die man vielleicht ein wenig aufgeschob­en hat, endlich auch anzugehen. Es muss nicht immer das große Rad sein, an dem man dreht. Es sind oft viele Kleinigkei­ten, die eine Dynamik in die eine oder andere Richtung bringen.

Ich freue mich sehr, dass Joachim Löw weitermach­t. Er ist ein herausrage­nder Trainer, und ich traue ihm zu, dass er den Umschwung ohne Probleme schafft. Er muss nun gut ins Team hineinhorc­hen und aus seinen Erkenntnis­sen die richtigen Schlüsse ziehen. Ihm ist natürlich vollkommen klar, dass es kein „Weiter so“geben kann. Er wird klar Dinge ansprechen und eine sportliche Einschätzu­ng vornehmen. Die wird auch beinhalten, dass nicht alle Spieler, die bisher wichtige Stützen waren, den Weg weiter mitgehen werden. Das ist ein normaler Gang der Dinge. Es muss, es wird jetzt einen Umbruch geben. Löw ist der richtige, um neue Impulse zu setzen.

Natürlich ist in den vergangene­n Monaten nicht alles optimal gelaufen. Das ist ja kein großes Geheimnis und hat auch Löw selbst so bereits festgestel­lt. Es waren viele Störgeräus­che dabei. Aber lag es am Ende an dem einen Thema? Mir ist es viel zu einfach, jetzt irgendwelc­he Dinge auszugrabe­n, an denen es ultimativ gelegen habe soll. Eine Mannschaft ist ein sehr komplizier­tes Konstrukt und es ist ein schmaler Grat, Künstler und Handwerker zu einer Einheit zu formen. Löw wird jetzt einen neuen Anlauf nehmen, so ein Gebilde aufzubauen. Dass er das kann, hat er ja mit dem Gewinn des WM-Titels 2014 mehr als eindrucksv­oll bewiesen.

Wir müssen das alle als einen Neuanfang nehmen. Wir müssen uns alle fragen, wie wir mit Demut und Ehrgeiz die Ziele erreichen können. Es muss der Finger in die Wunde gelegt und alles aufgearbei­tet werden. Nur so kann wieder Großes entstehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany