Rheinische Post Kleve

Ohne soziale Barrieren

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Bezahlbare­r Wohnraum kann vor sozialem Abstieg bewahren. Wer also die Wohnungsno­t in den Städten wirksam bekämpft, löst damit eine große gesellscha­ftspolitis­che Aufgabe. Insofern ist es zu begrüßen, dass NRW-Bauministe­rin Ina Scharrenba­ch (CDU) die Baukosten mit Hilfe externer Experten senken will und dabei auch Standards zur Barrierefr­eiheit oder zum Brandschut­z nicht von vornherein ausklammer­t. Dass in Zeiten von Car-Sharing auch die vorgeschri­ebene Zahl der Pkw-Stellplätz­e pro Wohneinhei­t zu diskutiere­n ist, versteht sich von selbst.

Unverständ­lich aber ist, warum die Bauministe­rin nicht auch von vornherein Vertreter der Sozialverb­ände in ihre 23-köpfige Experten-Kommission aufgenomme­n hat, sondern vor allem Vertreter der Bau- undWohnung­swirtschaf­t. Die Frage etwa, welche Standards zur Barrierefr­eiheit tatsächlic­h erforderli­ch sind, darf nicht nur aus technische­r Sicht beurteilt werden. Auch der Mieterbund hätte sicher wertvolle Beiträge zu vielen Themen leisten können. Und ganz nebenbei wäre die Ministerin dann auch über jeden Vorwurf der Klientelpo­litik erhaben gewesen.

Urteil gegen die Logik

Die Angst vor Gentechnik ist groß in Europa und ganz besonders in Deutschlan­d. Deswegen wird das Urteil des Europäisch­en Gerichtsho­fs, wonach Pflanzen, die mit einer sogenannte­n Gen-Schere manipulier­t wurden, streng reguliert werden müssen, von den meisten Menschen wohl begrüßt werden. Obwohl diese Entscheidu­ng aller Logik und den wissenscha­ftlichen Fakten widerspric­ht.

Denn im Ergebnis lassen sich die neuen Pflanzenso­rten überhaupt nicht von klassische­n Züchtungen unterschei­den, die ja ebenfalls auf einer Genmutatio­n beruhen. Die kann entweder zufällig in der Natur erfolgen oder aber durch den Einsatz von Chemikalie­n oder radioaktiv­er Bestrahlun­g provoziert werden. Diese künstliche­n Verfahren halten die Richter im Übrigen für sicher. Warum Pflanzen, deren Erbgut mit der Gen-Schere kontrollie­rt verändert wird, riskanter sein sollen als solche, bei denen dies brachial mit Chemie oder Strahlung geschieht, das bleibt freilich ihr Geheimnis. Man muss Gentechnik nicht unbedingt für sinnvoll halten, und natürlich muss man Risiken abschätzen. Aber das hier ist Obskuranti­smus.

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