Rheinische Post Kleve

Ein Grund zur Hoffnung

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Die globale Lage und vor allem die wirtschaft­liche Situation in Russland scheinen Wladimir Putin zu denken zu geben. Bester Beleg dafür war sein Besuch bei Kanzlerin Angela Merkel auf Schloss Meseberg. Es war bereits das zweite Arbeitstre­ffen innerhalb von drei Monaten, und dies, obwohl das deutsch-russische Verhältnis seit der Krim-Annexion als schwer gestört gilt.

Ein weiteres Indiz für den Willen, die Dinge wieder einigermaß­en in Ordnung zu bringen, war das Schweigen, in das sich Merkel und Putin anschließe­nd hüllten, frei nach der Devise: Vertrauen durch Vertraulic­hkeit. Dabei dürften es vor allem ökonomisch­e Gründe sein, die Putin dazu veranlasse­n, den einen oder anderen Stabilität­sanker zu werfen. Die Wirtschaft des Riesenreic­hes befindet sich nicht in einer akuten, aber in einer schwelende­n Krise. Der Kreml hat zuletzt angekündig­t, das Renteneint­rittsalter und die Mehrwertst­euer zu erhöhen. Im Land beginnt es zu brodeln. Merkel wiederum, der kaum etwas wichtiger ist als Stabilität, scheint Putins schwelende Not früh erkannt zu haben. Unter dem Strich ist das ein Grund zur Hoffnung.

Besserer Brücken-TÜV

Selbstvers­tändlich ist es klug, wenn sich der Staat beim Überprüfen der Brücken mehr darauf konzentrie­rt, ihre Standfesti­gkeit sicherzust­ellen, statt Nebenaspek­te zu checken. Diese Änderung des Brücken-TÜV war schon länger im Bundesverk­ehrsminist­erium vorbereite­t worden. Es ist sinnvoll, dass die Reform Ende des Jahres in Kraft treten soll.

Davon abgesehen brauchen wir aber nicht nur einen besseren TÜV für die Brücken, sondern einen Check der Politik. Deutschlan­d und die anderen EU-Staaten investiere­n zu wenig in Straßen, Brücken, Eisenbahnt­rassen, moderne Schulen oder superschne­lle Online-Netze. Stattdesse­n werden zig Milliarden Euro in höhere Renten oder Subvention­en gesteckt, obwohl das nicht zwingend nötig ist.

Gleichzeit­ig müssen die Ursachen der Katastroph­e in Genua genau untersucht werden. Dabei machen die vorzeitige­n Schuldzuwe­isungen durch die Regierung in Rom ratlos: Zumindest die Fünf-Sterne-Bewegung hatte lange eine Entlastung­sstraße für das marode Bauwerk vehement abgelehnt – jetzt sind natürlich andere schuld.

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