Rheinische Post Kleve

Schöner die Glocken nie klingen

Seit März des vergangene­n Jahres klingen 14-stimmige Melodien durch die Klever Innenstadt. Mehrmals am Tag spielt das Glockenspi­el der Stiftskirc­he bekannte Lieder. Bei vielen Bürgern kommt das sehr gut an.

- VON SEBASTIAN ESCH

KLEVE Ein paar Knopfdrück­e, mehr muss der Klever Propst nicht machen. Eigentlich nicht einmal mehr das. „Es reicht, die Lieder einmalig in den Computer zu programmie­ren. Dann spielt das Glockenspi­el theoretisc­h das ganze Jahr durch“, sagt Johannes Mecking, Klever Propst und Kreisdecha­nt des Kreisdekan­ats Kleve. Das sei insofern gut, weil dann nicht jeden Tag jemand parat stehen müsste.

Seit März 2017 hängt das Glockenspi­el inzwischen in der Stiftskirc­he in Kleve. Eine niederländ­ische Fachfirma hat das 14-stimmige Instrument installier­t. Seitdem spielt es mehrmals am Tag bekannte Melodien. „Fünf Minuten vor jeder vollen Stunde, von 8.55 Uhr bis 18.55 Uhr“, sagt der Kreisdecha­nt. Auch über Lieder pünktlich zum Glockensch­lag wurde nachgedach­t, aber „dann würden wir mit der Glocke der Schwanenbu­rg kollidiere­n. Das ist auch nicht schön“. Darüber hinaus ertönt das Glockenspi­el jeweils einmal um 11.46, 15.46 und 18.31 Uhr. „Die Klänge gehen dann etwa 90 Sekunden. Nach der Klangfolge um 15.46 Uhr wird immer das Klever Lied gespielt“, sagt Propst Mecking. So wolle man den Einwohnern einmal am Tag „etwas geben“.

Aktuell sind 123 Lieder im Speicher des Computers programmie­rt. Das Repertoire der Melodien unterschei­de sich je nach Jahresabsc­hnitt. „Wir unterteile­n beispielsw­eise in Advents-, Sommer-, Oster- und Weihnachts­zeit, um nur ein paar zu nennen.“Manche Lieder würden nur zu bestimmten Zeiten Sinn machen. Die Melodien reichen von „Alle Vögel sind schon da“, über „Ihr Kinderlein, kommet“bis zur deutschen Nationalhy­mne. „Sogar die niederländ­ische könnten wir hier spielen“, sagt Mecking. Neue Lieder einzuspiel­en ist denkbar einfach. „Dafür spielt man einfach eine Melodie auf dem angeschlos­senen Keyboard. Das ist mit dem Speicher des Computers verbunden. Und dann braucht man nur noch auf Aufnahme zu drücken“, erklärt Mecking. Dann kann der Propst seine Klangfolge mit wenigen Knopfdrück­en von dem Glockenspi­el abspielen lassen. „Aber besser ist es, sich zuerst mal probeweise über die Lautsprech­er anzuhören, ob sich das Ergebnis auch hören lassen kann. Sonst hört es ja direkt die halbe Stadt.“Mecking habe selbst viele Lieder eingespiel­t.

Möglich sei theoretisc­h sogar noch mehr: „Was ich aufnehme, könnte ich auch direkt live über die Glocken spielen lassen“, sagt der Propst. „Wenn ich ein langes Kabel hätte, könnte ich mit dem Keyboard auf den Markt gehen, und jeder Passanten könnte einmal spielen.“Das sei aber bislang nur ein spielerisc­her Gedanke. „Ein Problem dabei wäre die leichte Verzögerun­g, die bei Tastendruc­k auf dem Keyboard vorhanden ist. Es dauert ein paar Sekunden bis die Übertragun­g beim Glockenspi­el angekommen ist“, so Mecking. Übrigens könne er das Instrument sogar per App bedienen. „Heutzutage sind die Möglichkei­ten fast unbegrenzt.“

Beschwerde­n über die täglichen Klänge sind dem Propst noch keine zu Ohren gekommen. „Im Gegenteil, es gab schon Leute die mir unter Tränen von einer gespielten Melodie erzählt haben, die sie mit etwas Emotionale­m verbinden“, sagt Mecking. Der Propst ist mit dem Glockenspi­el sehr zufrieden. „Diese Neuerung hat sich wirklich gelohnt. Das hat schon etwas von einem Alleinstel­lungsmerkm­al“, sagt er stolz. Glockenspi­ele gebe es in der Region nur wenige. „In Holland hat man sie viel öfter. Teilweise sogar bei Banken oder Uhrmachern.“

Und noch etwas Positives merkt er an: „Glocken sind eigentlich nicht kaputt zu bekommen. Diese Vorrichtun­g könnte Jahrhunder­te halten.“

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FOTO: MANUEL FUNDA Die Glocken des kleinen Glockenspi­els in der Klever Stiftskirc­he.

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