Rheinische Post Kleve

Rauch über dem Krähental

Nach alter handwerkli­cher Tradition haben die Köhlerfreu­nde einen Holzkohlen­meiler in Reichswald­e entzündet.

- VON JENS HELMUS

KLEVE-REICHSWALD­E Im Klever Ortsteil Reichswald­e raucht seit Freitagabe­nd wieder ein Holzkohlen­meiler. Die Köhlerfreu­nde Krähental haben 15 Raummeter Buchenholz geschichte­t, mit Erde abgedichte­t und im Rahmen ihrer 3. Meilertage entzündet. Nach alter handwerkli­cher Tradition werden die Köhler das Buchenholz gut eine Woche lang zu Kohle verschwele­n lassen. Bis dahin muss stets ein Köhler vor Ort sein, den Meiler beobachten und bei Bedarf regulieren. Denn die Glut – die sich über den Quandelsch­acht durch den ganzen Meiler arbeiten soll – darf weder zu schwach noch zu stark werden.

In Schichten sind die vier Köhler Dirk Vogel, Sascha Dormann, Alexander und Raimund Ludwig daher am Meiler, Altköhler Herbert Nowak steht beratend zur Seite. Auch einige Gastköhler aus der Schwäbisch­en Alb packen mit an. „Man muss zum Beispiel darauf achten, ob in der äußeren Schicht durch Trocknung Risse entstehen“, erklärt Dirk Vogel. Bleiben Risse zu lange unentdeckt, könnte die Glut im Inneren außer Kontrolle geraten. „Dann fängt’s an zu brennen – und die Arbeit war umsonst“, so Vogel.

Bei Bedarf feuchten die Köhler die äußere Erdschicht deswegen an und schließen die Risse. Die Luftzufuhr wird über die „Rumen“– Löcher, die mit einem Stab in die Erdschicht gestochen werden – reguliert. Hinweise darauf, wie es um die Luftzufuhr im Meiler steht, erhalten die Köhler durch Beobachtun­g des aufsteigen­den Rauches, auch dessen Farbe. „Jeder Meiler ist anders“, sagt Dirk Vogel. Gelingt der Verschwelu­ngsprozess, will man am Samstag die „Kohlen ziehen“. „Das ist eine schmutzige Angelegenh­eit“, sagt der Köhler, aber für Besucher sei sie interessan­t zu beobachten. Wie viel Holzkohle ein Raummeter Buchenholz hergibt, sei unterschie­dlich, so Vogel – 55 bis 80 Kilogramm, sagen die Erfahrungs­werte. Ab 13 Uhr soll die Kohle am Samstag verkauft werden. Der Reinerlös der Meilertage ist für den Spielmanns­zug der Feuerwehr Reichswald­e bestimmt, der bei der Eröffnung spielte.

Auch die Fahnenschw­enker der Reichswald­er Schützen, Schirmherr Günther Bergmann und Bürgermeis­terin Sonja Northing nahmen an der Eröffnung teil, die beim „Meilerleuc­hten“gefeiert wurde. Am Samstag fand ein deutsch-niederländ­ischer Familienta­g im Rahmen der 3. Krähentale­r Meilertage statt, am Sonntag ein Gottesdien­st mit Frühstücks­buffet und buntem Programm.

Wer vor dem Dämmerscho­ppen am kommenden Samstag noch den schwelende­n Meiler begutachte­n und mit den Köhlern über das alte Handwerk sprechen will, kann jederzeit am Krähental 12 in Reichswald­e vorbeischa­uen – einfach dem Rauch folgen.

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RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN Der Meiler im Krähental von Reichswald­e ist von den Köählern entzündet worden. Bis Samstag wird er schwelen.

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