Nie wieder?
Chemnitz wird sich einbrennen in die Erinnerung. Den brutalen Tod eines 35-Jährigen nehmen Rechtsradikale zum Anlass, in Massen bedrohlich durch die Straßen zu ziehen und fremd aussehende Menschen zu jagen. „Nie wieder“, lautet dasVersprechen und die Hoffnung von Deutschen seit Ende des Zweiten Weltkriegs, in dem sich Deutschland versündigt hat. Die Szenen in Chemnitz lassen düstere Zweifel aufkommen, ob dieses „Nie wieder“unumstößliches Allgemeingut ist. Wie sonst soll der von Männern in die Höhe gereckte Hitlergruß verstanden werden, der für die Verehrung eines Diktators und die blinde Gefolgschaft von Millionen Menschen in dasVerderben steht. AfD-Chef Gauland findet es „normal“, wenn Menschen wie in Chemnitz „ausrasten“. Das ist geistige Brandstiftung. Es ist beschämend, dass der UN-Menschenrechtskommissar auf die dunkle deutsche Vergangenheit hinweisen muss, wenn er nach Chemnitz blickt. Hier sind alle aufgerufen, Rechtsextremisten die Stirn zu bieten. Nicht nur in Sachsen, sondern im ganzen Land, dessen Ansehen durch die Hetzer von Chemnitz beschädigt ist.
Zahmer Umbruch
Die Revolution im deutschen Fußball findet nicht statt. Das konnte auch niemand erwarten. Die Ergebnisse der Analyse, die Bundestrainer Joachim Löw gut acht Wochen nach dem blamablen Ausscheiden bei der Weltmeisterschaft, vorlegte, sind keine Sensationen. Löw verlangt künftig wieder jenen Enthusiasmus, der seine Elf in zwölf gemeinsamen Jahren an die Weltspitze gebracht hat, und er will eine variablere Spielweise.
Wichtiger ist, dass der Bundestrainer öffentlich Fehler eingestand. Der größte war seine Selbstgefälligkeit. Er gab zu, dass es ihm nicht gelungen sei, jenes Feuer zu entfachen, das selbst für Siege über vermeintliche kleinere Nationen nötig sei.„Das wäre meine Aufgabe gewesen“, sagte Löw. Anständig. Darüber hinaus vertraut der Bundestrainer auf die Selbstheilungskräfte seines Teams. Für den Umschwung sollen jene sorgen, die gemeinsam mit Löw in Russland versagt haben. Niemand weiß, ob das gelingt. Aber sicher ist, dass die kleine Schicksalsgemeinschaft Löw/DFB-Auswahl unter besonderer Beobachtung durch die Öffentlichkeit steht. Das hat der Coach selbst erkannt. Immerhin.