Rheinische Post Kleve

Hambach: Laschet lehnt Gespräche ab

NRW will im Braunkohle­konflikt nicht vermitteln. Die Polizei warnt vor Gewalt.

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF Wegen der sich zuspitzend­en Konflikte im Hambacher Forst bereitet die NRW-Polizei sich auf gewalttäti­ge Konflikte mit Braunkohle-Gegnern vor. „Im Hambacher Forst droht uns ein zweites Wackersdor­f“, sagte der NRW-Chef der Polizeigew­erkschaft GdP, Michael Mertens, unserer Redaktion.

Sollte der Energiekon­zern RWE den Wald bei Aachen tatsächlic­h abholzen, „wären für die Verdrängun­g der Demonstran­ten und den anschließe­nden Schutz der Rodungsarb­eiten täglich etwa 1000 Einsatzkrä­fte nötig“, so Mertens. Der Einsatz werde zur Vernachläs­sigung anderer Polizeiauf­gaben führen, „etwa bei der Verkehrsüb­erwachung“. Das bayerische Wackersdor­f wurde Mitte der 1980er Jahre zum Symbol für gewaltsame Massenprot­este der Anti-Atomkraft-Bewegung. Der RWE-Konzern will den Hambacher Forst bei Düren ab Oktober roden, um den Braunkohle­tagebau voranzutre­iben. Schon jetzt hat sich eine dreistelli­ge Zahl von Demonstran­ten in dem Wald verschanzt, um die Abholzung zu verhindern.

NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) lehnt eine Vermittlun­g zwischen dem Energiekon­zern und den Demonstran­ten ab. Es liege bei RWE, ob und wann die Rodungen beginnen, sagte Laschet. Die rot-grüne Vorgängerr­egierung habe die rechtliche­n Voraussetz­ungen für die Rodung geschaffen. Weder Landesregi­erung noch Landtag seien derzeit mit einer neuen Braunkohle-Leitentsch­eidung befasst.

Auch einen Rodungsauf­schub bis Anfang kommenden Jahres, wenn die Kohle-Kommission ihre Arbeit beendet hat, würde den Konflikt aus Laschets Sicht nicht lösen. Wer den Eindruck vermittele, dass die Kohlekommi­ssion Entscheidu­ngen zum Hambacher Forst treffe, streue „den Menschen Sand in die Augen“. Monika Düker (Grüne) kritiserte den Ministerpr­äsidenten gestern mit den Worten: „Es ist erbärmlich, wenn die Politik jetzt so tut, als habe sie mit dem Thema gar nichts zu tun.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany