Von Helden und Hoffnungen
Amerika trägt seinen „Hero“McCain zu Grabe. Anti-Held Trump zerreißt das Land.
Nachdem Galileo Galilei gezwungenermaßen seine umstürzende Lehre von der Bewegung der Erde vor der Un-Heiligen Inquisition widerrufen hatte, ließ Bert Brecht in seinem fabelhaften Stück „Leben des Galilei“den treuen Schüler Andrea des Weltveränderers seufzen: „Unglücklich das Land, das keine Helden hat.“Galilei setzt entgegen: „Unglücklich das Land, das Helden nötig hat.“
Wenn an diesem Wochenende die uramerikanisch, also pompös ausfallende Totenehrung für den US-Kriegsveteranen und Großsenator John McCain zum letzten Farewell kulminiert, wird das Wort „Hero“, Held, in aller Munde sein. Wir fernstehend Hinguckenden dürfen uns fragen: Wer hat nun recht, der Schüler Galileis, oder der Meister selbst? Ich tendiere zu Ersterem, auch weil McCains faszinierendes Land nicht einmal mehr seinen glühendsten Patrioten als das himmlische Jerusalem auf Erden vorkommen wird. Selbst der Tod eines so tapferen Mannes, wie McCain es gewesen ist, wird die Zerrissenheit der „Nation under God“nicht heilen. Sie ist – der Wahrheit die Ehre – unter dem Anti-Helden Donald Trump wirtschaftlich und militärisch stärker denn je; aber dem einstmals moralischen Leitstern am westlichen Himmel sehen Freunde wie Feinde beim Verglühen zu. Wie wünschte man diesem Land, das jungen und junggebliebenen Top-Leuten aus aller Welt immer noch mehr Chancen bereit hält als jedes andere Land unter der Sonne, einen neuen Helden im Weißen Haus, der Zivilität und Stärke verbindet, der die Freie Welt inspiriert, der Verbündeten die Treue hält und Gegnern die Stirn bietet. Galilei soll im stillen Florentiner Kämmerlein trotzig sein neues Erdenbild mit den Worten „Und sie bewegt sich doch“verteidigt haben. Hoffentlich bewegt sich Amerika auch – zum Guten und Vernünftigen.