Wenn der Rasen an den Schuhen klebt
In Düsseldorf sind derzeit drei Kunstrasen-Anlagen gesperrt – vermutlich wegen Hitzenachwirkungen. Betroffen ist nur eine bestimmte Bauart. Sanierungen sind aber auch wetterunabhängig irgendwann notwendig.
DÜSSELDORF Die Hitzewelle dieses Sommers ist überstanden, da machen sich Auswirkungen auf den Fußball bemerkbar. Beim Oberligisten SC West aus Düsseldorf ist der Kunstrasen gesperrt, weil das Granulat wie Teer an den Schuhen klebt.
„Vermutlich wegen der großen Hitze und des Drucks der Fußballschuhe verklumpt das Granulat und bleibt an den Schuhen haften“, sagt der Vereinsvorsitzende Manfred Weisner. Der SC West ist nicht der einzige Klub mit derartigen Problemen. In Hilden musste bereits vor zwei Wochen ein Vorbereitungsspiel abgebrochen werden. Dem Schiedsrichter war die Verletzungsgefahr angesichts des „verklumpten und stumpfen Untergrunds“zu hoch. Auch in Wuppertal und Münster waren Plätze zeitweise unbespielbar.
„Es ist sehr ungewöhnlich, dass wegen der Hitze Kunstrasen gesperrt werden müssen“, sagt Kai Weber-Gemmel. Er ist Verkaufsleiter Deutschland bei Fieldturf, dem nach eigenen Angaben Weltmarktführer für Kunstrasensysteme. „Probleme dürfte es, wenn überhaupt, nur mit Plätzen geben, bei denen schwarzes Granulat verwendet wurde. Das kann sich leicht schon einmal auf 50 Grad erhitzen.“
Den einen Kunstrasen-Typ gibt es nämlich nicht. Die Plätze lassen sich grob in vier Generationen unterteilen. Die erste Generation entstand in den 1960er-Jahren und war „unverfüllt“. Zwischen den künstlichen Grashalmen gab es also keinerlei weiteren Belag. Wegen des harten Bodens war das Verletzungsrisiko bei diesen Modellen sehr hoch. In der zweiten Generation half man sich dagegen mit Sand. Die Plätze blieben sehr pflegeintensiv.
Die nun auftretenden Probleme betreffen die Plätze der dritten Generation. Hier wurde erstmals neben der Sand- auch mit einer Gummigranulatverfüllung gearbeitet. Erstmals wurden die Plätze auch vom Fußballweltverband Fifa zertifiziert. Die Plätze gelten als sehr belastbar und sollen ein gutes Spielgefühl vermitteln. Mittlerweile gibt es eine vierte Generation, die dem Naturrasen noch näher kommen soll.
Bei den Kunstrasen der dritten Generation existieren wiederum unterschiedliche Füllungsoptionen. „Wir verwenden in der Regel TPE-Granulate und Kalkgranulate. Die heizen sich nicht so sehr auf“, sagt Weber-Gremmel. Aber auch das schwarze Granulat sollte den Temperaturen eigentlich standhalten. „Gerade in den Vereinigten Staaten wird eher das schwarze Granulat genutzt. Da sind die Plätze oft ganz anderen Temperaturen ausgesetzt.“
Eine Ursache der Sperrungen ist
daher wohl auch schlicht im Alter der betroffenen Sportanlagen zu suchen. „Düsseldorf hat sehr viele Kunstrasenplätze. Dieses Problem taucht nur bei denjenigen auf, die vor zwölf bis 14 Jahren gebaut wurden und dann auch nicht bei allen“, sagt Sportamtsleiter Pascal Heithorn. Die Lebensdauer eines Kunstrasenplatzes wird von den Anbietern in der Regel mit zwölf bis 15 Jahren angegeben. Eine Sanierung ist nach dieser Zeit also keine Überraschung. Die Garantie bei Fieldturf endet nach maximal acht Jahren.
Dass auch ohne direkte Hitzeauswirkungen Kunstrasenplätze erneuert werden müssen, zeigt der Blick nach Bonn. Dort steht derzeit die Sanierung der Anlagen am Brüser Berg und in Ippendorf an. Beide hatten noch nicht die erwartete Lebensdauer erreicht. Sie sind erst 2007 und 2011 eröffnet worden.