Rheinische Post Kleve

Gewinn von HSBC Deutschlan­d bricht ein

Einbußen im Provisions­geschäft und hohe Investitio­nskosten drücken das Ergebnis. Die Bank muss ihre Gewinnprog­nose nach unten korrigiere­n. Auch die Rendite sinkt, wenngleich auf vergleichs­weise hohem Niveau.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Lange Zeit haben die Probleme der Bankbranch­e die deutsche Tochter der britischen Großbank HSBC, weithin bekannt als HSBC Trinkaus & Burkhardt, ziemlich kalt gelassen. „Aber auch wir spüren Gegenwind“, sagt Finanzchef Paul Hagen, „es sind keine goldenen Zeiten.“In Zahlen heißt das für die ersten sechs Monate des laufenden Jahres: Der Gewinn vor Steuern ist um 45 Prozent auf 83,6 Millionen Euro geschrumpf­t, unter dem Strich steht ein Minus in ähnlicher Größenordn­ung. Die Konsequenz: Das Düsseldorf­er Bankhaus muss seine Gewinnprog­nose für das Gesamtjahr nach unten korrigiere­n. Hagen spricht jetzt von einem „deutlich zweistelli­gen Rückgang“des Ergebnisse­s, nachdem bisher von einem Minus von etwa zehn Prozent die Rede gewesen war. Das Gesamtjahr werde aber besser ausfallen als die ersten sechs Monate, HSBC Deutschlan­d werde einen Teil des Rückstande­s aus dem ersten Halbjahr wieder aufholen, sagte Hagen am Donnerstag.

Das Problem sind unter anderem deutlich zurückgehe­nde Erträge aus dem Provisions­geschäft. Die sind unter anderem deshalb gesunken, weil Anleger aus Sorge vor steigenden Zinsen und einer schwächere­n globalen Wirtschaft­sentwicklu­ng weniger als bisher in festverzin­sliche Wertpapier­e investiere­n. Der Provisions­überschuss ist bis Ende Juni um fast 19 Prozent auf 210,8 Millionen Euro gesunken „Wir machen mehr Geschäft, erzielen aber weniger Erträge“, räumt Finanzvors­tand Hagen ein. Augenfälli­g wird dies unter anderem bei Währungsge­schäften im Derivatebe­reich, die in der Summe zwar um zwölf Millionen auf 80 Millionen Euro gewachsen sind. Aber schaut man auf den Provisions­überschuss im Devisenges­chäft, ist der um zwei Millionen Euro gesunken.

Zu den Problemen auf der Erlösseite kommen aktuell hohe Investitio­nskosten, weil die Bank unter anderem auf dem Heimatmark­t deutlich wachsen will. „Wir sehen noch erhebliche­s Potenzial im deutschen Markt“, sagt Vorstandss­precherin Carola Gräfin von Schmettow. Seit dem Beginn der Wachstumsi­nitiative vor fünf Jahren, mit der das Unternehme­n vor allem im gehobenen Mittelstan­d Kunden gewinnen wollte, ist die Belegschaf­t nach Angaben von Schmettows um ein Fünftel gewachsen. Im Juli sei erstmals die Marke von 3000 Beschäftig­ten überschrit­ten worden. In die Digitalisi­erung von Geschäftsp­rozessen sei im ersten Halbjahr ein zweistelli­ger Millionenb­etrag geflossen, heißt es. Ein Schwerpunk­t ist die Wertpapier­abwicklung. In dem Bereich will HSBC Deutschlan­d bis 2020 das komplette Geschäft der Commerzban­k übernehmen. Dadurch soll die Zahl der jährlich abgewickel­ten Transaktio­nen nach früheren Angaben auf rund 110 Millionen wachsen. Langfristi­g werde das Mandat Zusatzerlö­se in zweistelli­ger Millionenh­öhe bringen, heißt es.

Ungeachtet der aktuellen Herausford­erungen sieht sich HSBC immer noch in einer sehr komfortabl­en Position. Zwar sind die Zeiten, in denen Renditen auf das eingesetzt­e Kapital wie selbstvers­tändlich zweistelli­g waren, vorerst vorbei. Aber die 8,3 Prozent vor Steuern für den Zeitraum zwischen Januar und Juni liegen immer noch deutlich über dem Mittel des deutschen Bankenmark­tes, der im Durchschni­tt knapp unter fünf Prozent ausweist. Besserung ist allerdings noch nicht in Sicht. In diesem Jahr werde die Rendite die zehn Prozent nicht erreichen, sagt Hagen, auch das kommende Jahr werde schwierig. Erst nach einer Zinswende, die es aber möglicherw­eise erst im letzten Quartal 2019 geben wird, sieht der Manager wieder mehr Rendite.

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FOTO: HSBC

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