Kirchen über Kirchen …
Gehören Sie auch zu den Menschen, die im Urlaub gerne fremde Kirchen besuchen? So manche große Kirche mit berühmtem Namen lädt zum Rundgang ein. Hier und da haben auch kleine Dorfkirchen ihre Türen geöffnet.
Ich habe in diesem Sommer Kirchen in Thüringen und Sachsen-Anhalt gesehen. Was für eine Vielfalt! Da gibt es die reich ausgestattete Marktkirche in Halle mit ihrer historischen Reichelorgel. Da gibt es die ehemalige Taufkirche Martin Luthers in Eisleben – modern umgestaltet und mit einem knietiefen Taufbecken im Fußboden, wie ein Quellenteich! Da gibt es baufällige Dorfkirchen, viel zu groß für die kleine christliche Schar und notdürftig in Betrieb gehalten für wenige Gottesdienste. Nach dem Motto: „Die Kirche muss im Dorf bleiben“.
In unserem Nachbarland, den Niederlanden, wurden zu große Kirchen für zu kleine Gemeinden längst entwidmet. Ich sah in Haarlem die zu einer Brauerei gewordene Jacobskirche. Überall im Land wurden Kirchen umgebaut zu Restaurants oder Kulturstätten, zu Kaufhäusern oder Wohnungen, zu Buchhandlungen, Frauenhäusern oder Moscheen. Kirchen sind es, die gar nicht mehr der Kirche gehören. In denen sich keine Gemeinde mehr zum Gottesdienst versammelt. Die auch keine Reisenden mehr in die besondere Atmosphäre eines Gotteshauses einladen. Sie sind wohl noch als Kirchengebäude erkennbar, beherbergen aber Neues.
Auch hier in Kleve wird nachgedacht, gestritten und entschieden über Schließung von Kirchen. Unsere evangelische Auferstehungskirche in Kellen steht ab 2020 zum Verkauf. Die Christus-König-Kirche soll profaniert und umgebaut werden zu einem katholischen Kompetenzzentrum. So ist es: Selten bleibt etwas, wie es immer war.
In den Niederlanden lebt die Kirche weiter – und wie! Verstreute Gläubige sammeln sich und machen die weniger gewordenen Kirchen voll. Neue Formen der Spiritualität lassen sich auch in kleinen Räumen feiern. Es gibt neue Aufbrüche des Glaubens und der Nächstenliebe. Gott sagt: „Siehe, ich mache alles neu.“Und was wird das für uns in Kleve heißen?