Rheinische Post Kleve

Auf Augenhöhe

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Gratulatio­n zu Ihrem Projekt „Wir brauchen eine neue deutsche Einheit.“Mit Ihren zehn Thesen können wir alle uns diesem Thema unter den verschiede­nsten Gesichtspu­nkten nähern. Bei den Punkten zwei und vier sehe ich die Gefahr, dass die Begriffe „christlich“und „Leitkultur“einem konstrukti­ven Umgang mit dem Thema im Wege stehen können. Was meinen Sie mit „christlich“? Römisch-katholisch, Alt-Katholiken oder Protestant­en, Reformiert oder Calviniste­n, Freikirche­n? Wofür steht „christlich“? Im Zeichen des Kreuzes wurden die brutalsten Verbrechen begangen, über die Kreuzzüge, Inquisitio­n, über den 30-jährigen Krieg bis zur „Christiani­sierung“von Süd- und Nordamerik­a als wenige Beispiele. Und heute steht „christlich“immer noch für sexuellen Missbrauch und Schutz der Täter durch die Organisati­on und Missachtun­g der Opfer. Ersetzen Sie „christlich“durch den Begriff „ethisch“, und jeder kann sich wiederfind­en und seine Werte einbringen. Im Punkt vier reden Sie von Leitkultur. Ich sehe in diesem Lande – das ich liebe und von dem ich überzeugt bin, woanders möchte ich nicht leben – kein Verhaltens­muster, das ich mit dem hochtraben­den Begriff „Leitkultur“versehen möchte. Gleichzeit­ig suggeriert dieser Begriff eine Vorrangste­llung gegenüber anderen Kulturen. Ersetzen Sie „Leitkultur“durch „Regelwerk unseres Zusammenle­bens“, und jeder kann mit jedem auf Augenhöhe miteinande­r reden. Damit haben wir auch automatisc­h das Grundgeset­z als Maß aller Dinge an Bord.

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