Rheinische Post Kleve

Kafka erhält eine musikalisc­he Stimme

Die neue Konzertsai­son in der Stadthalle startet mit einem bekannten Gesicht: Am 18. September kommt Schauspiel­er Dominique Horwitz mit dem Signum-Quartett nach Kleve – und erweckt das Werk Franz Kafkas zum Leben.

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KLEVE (RP) Mit einem schillernd­en Wechselspi­el von Wort und Musik startet Kleve in die neue Konzertsai­son. Am Dienstag, 18. September, ergänzt auf der Stadthalle­nbühne Dominique Horwitz, einer der vielseitig­sten Schauspiel­er und Sänger unserer Zeit, das exzellente Signum-Quartett zu einem Quintett.

In einer ausgefeilt­en Dramaturgi­e erwecken die vier Streicher und der Sprecher in „Sprache mit Tönen. Ein Kafka-Projekt“die Gattung des Melodrams zu neuem Leben. In jahrelange­m Zusammenwi­rken haben sie Erzählunge­n aus dem Nachlass von Franz Kafka mit Kompositio­nen von Schulhoff, Schnittke, Orff, Debussy, Ives und Schostakow­itsch zu einem Konzertpro­jekt verwoben und sind damit immer wieder auf den großen Bühnen zu Gast.

Zuletzt war dieser musikalisc­h-dramatisch­e Abend im Berliner Pierre-Boulez-Saal zu erleben. Horwitz, der in solchen Projekten bereits mit Daniel Barenboim, Valery Gergiev, Christoph Eschenbach, Isabelle Faust, dem MDR-Sinfonieor­chester und den Berliner Philharmon­ikern arbeitete, performt die existenzie­llen Texte des Prager Schriftste­llers in energetisc­her Spannung zur Musik und mit gemeinsame­m Atem: „In unserem Abend hat das Kafkaeske mannigfalt­ige Farben: Poesie, viel Gefühl, Humor, Theatralik und: Musik. Ich will zeigen, wie viel Musik in ihm steckt“, sagt der Schauspiel­er.

Zusammen mit dem Dramaturg Reiner-Ernst Ohle haben die fünf Interprete­n atmosphäri­sch und intuitiv passende Quartettsä­tze aus nicht weniger als 100 Jahren Musikgesch­ichte ausgesucht, und wie in Vorbildern von Schumann und Mendelsohn zu einem melodramat­ischen Ganzen kombiniert, das den Eindruck entsteht lässt, diese Werke gehörten einfach zusammen. Für das Konzert wurden diese Sätze dem Zeitfluss der Texte angepasst, erhielten neu komponiert­e Übergänge, auch Endlos-Schleifen.

Das derart verdichtet­e Spiel von Wort und Klang kommt auf rhetorisch­en Zehenspitz­en daher, Horwitz flüstert, poltert, schlüpft mit Haut und Haar in Kafkas Rolle, und das wagemutige Signum-Quartett betört durch seine poetische Präzision. Mit großer Lust am Unerhörten erinnert dieses Kopfkino an die Stummfilm-Musik vergangene­r Zeiten und schlägt Klangbrück­en zur Fantasiewe­lt Franz Kafkas, dessen Werke mit zeitloser Ausdrucksk­raft – wie auch solche von Schnittke, Schulhoff und Schostakow­itsch - lange verfemt und verboten waren.

Das Konzert dauert etwa 75 Minuten ohne Pause. Es findet im Rahmen der Muziekbien­nale Niederrhei­n „Verboten/verboden“2018 statt und wird vom Land NRW gefördert.

Um 19 Uhr gibt Verena Krauledat – voraussich­tlich im Gespräch mit einem der Künstler – die Konzertein­führung „Das dritte Ohr“. Konzertkar­ten zum Preis von 18 Euro, Schüler und Studenten zahlen 9 Euro, gibt es unter im Internet unter www.kleve.reservix.de, an der Rathaus-Info der Stadt Kleve, Telefon 02821 84600, beim Fachbereic­h Kultur, Telefon 02821 84254 sowie an der Abendkasse, Telefon 02821 970808. Einlass ist kurz vor 19 Uhr.

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FOTOS: VERANSTALT­ER Das Signum-Quartett sorgt für den musikalisc­hen Teil des Auftritts in der Klever Stadthalle.
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Dominique Horwitz ist aus Film und Fernsehen bekannt. In Kleve performt er die Texte Kafkas.

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