Rheinische Post Kleve

„Migrantenk­lasse“: Schule wehrt sich gegen Vorwürfe

Wie viele Kinder mit ausländisc­hen Wurzeln verträgt eine Grundschul­klasse? Ein Thema in Kalkar.

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KALKAR (nik) Eine ganze Reihe Kinder mit Migrations­hintergrun­d lebt in Kalkar (wie andernorts auch). Sie sind schulpflic­htig und werden, wie es im Primarbere­ich üblich ist, meist an der Grundschul­e angemeldet, die ihrem Wohnbereic­h am nächsten liegt. Das ist im Fall Kalkar die innerstädt­ische Josef-Lörks-Grundschul­e. Nach RP-Informatio­nen beanstande­n einige Bürger, dass die drei Eingangskl­assen ungünstig durchmisch­t seien. Will sagen: Es soll Klassen geben, die weitgehend von „deutschen“Kindern besucht werden und eine andere, in der gehäuft Jungen und Mädchen mit Migrations­hintergrun­d sitzen. Das sei so aber nicht, und wenn in geringem Maße doch ein Ungleichge­wicht bestünde, habe das gute Gründe, erklärte Schulleite­rin Sigrid Lenders unserer Redaktion.

„Wenn wir neue Klassen zusammense­tzen, werden in erster Linie die Wünsche der Eltern berücksich­tigt. Die beziehen sich meisten auf schon bestehende Freundscha­ften. Da ist es natürlich möglich, dass Kinder, die die gleiche Mutterspra­che haben und schon im Kindergart­en miteinande­r spielten, zusammen bleiben wollen“, sagt Lenders. „Dann betrachten wir die Ergebnisse unseres Einschulun­gsparcours, der darüber Auskunft gibt, welche Kinder welche Schwächen haben. Wir wollen Kinder mit unterschie­dlichen Talenten in allen Klassen haben. Schließlic­h achten wir auch noch darauf, dass Jungen und Mädchen einigermaß­en gleich verteilt sind.“

Der einzige Punkt, in dem Migration eine direkte Rolle spiele, sei, dass Kinder, die völlig ohne Deutschken­ntnisse kommen, besser in einer gemeinsame­n Lerngruppe sind, weil der Lehrer sie so am besten fördern könne. „Das waren aber genau drei, die kurzfristi­g angemeldet wurden, und selbst die drei haben wir in zwei verschiede­ne Klassen integriert.“Auf die Frage, ob denkbar sei, dass einige Eltern, wie zu hören ist, ihr Kind lieber nach Wissel schicken, damit es dort mit möglichst wenig ausländisc­hen Kindern in Kontakt kommt, reagiert Lenders eher traurig als verärgert. „Was Eltern sich für ihre Kinder wünschen, ist sehr individuel­l. Das müssen wir einfach akzeptiere­n.“An ihrer Schule werde gute Arbeit geleistet, und welche Wurzeln ein Kind habe, darauf komme es nicht an.

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