Nabu: Luftverkehr schadet der Düffel
Neben der Hitzeperiode des vergangenen Sommers macht auch der gestiegene Luftverkehr den Lebewesen in der Niederung zu schaffen, meint der Verband. Vor allem Vogel- und Insektenarten würden darunter leiden.
KLEVE Sie erstreckt sich grenzübergreifend vom Reichswald bis zum Rhein – die Düffel. Eine Kultur- und Naturlandschaft insgesamt über 10.000 Hektar groß, auf deutscher Seite 6000, die lange für die Tierarten eine Art Paradies war. Doch das linksrheinische Niederungsgebiet zwischen Kleve und Nimwegen ist für die Bewohner längst nicht mehr das gelobte Land. „Vor allem die Vogelarten und die Bewohner von Feuchtlebensräumen leiden derzeit“, sagt Dietrich Cerff, Naturschutzreferent des Nabu Niederrhein. Diese Bewohner seien kleinere Tiere wie Schmetterlinge, Käfer, Wanzen oder Heuschrecken. Der Grund für die verschlechterten Verhältnisse seien hauptsächlich zwei Faktoren: der Luftverkehr über der Düffel und die Trockenheit des Sommers.
Ob Heißluftballons, Hubschrauber, Drohnen oder Flugzeuge: „Wir stellen über dem Gebiet allerlei Flugverkehr fest“, sagt Cerff. „Das ist für viele Vogelarten ein Problem. Denn die können nicht unterscheiden, ob es sich um Heißluftballon, Flugzeug oder eventuell um einen Feind handelt.“Es könne ja auch ein Greif im Sinkflug sein, der auf der Jagd ist. „Die Vögel sind deshalb schnell beunruhigt und alarmiert. Die haben natürlich auch Angst um ihre Nester“, sagt der Naturschutzreferenz. Eigentlich sei es für Flugobjekte ohnehin verboten, niedrig über das Gebiet zu fliegen. „Aber vielen Menschen halten sich nicht daran.“
Das Problem unter dem vor allem die Tiere in den Feuchtlebensräumen leiden: die große Trockenheit nach dem heißen Sommer. „Natürlich haben es die Tiere witterungsbedingt sehr schwer“, sagt Cerff. So stelle der Nabu Niederrhein fest, dass viele Wiesenbrüter „sehr schnell“wieder verschwunden seien. „Die typischen Feuchtwiesenbewohner sind wegen der enormen Hitzeperiode nicht begeistert und verlassen die Gegend deshalb viel früher. Durch die lange Hitze sind viele Brutplätze ausgetrocknet.“Ein bekanntes betroffenes Tier sei beispielsweise die Uferschnepfe – eine Tierart, die auch auf der roten Liste der bedrohten Tiere steht. „Wenn die Tiere feststellen, dass es sich hier nicht mehr so gut leben lässt wie zuvor, dann sind die ganz schnell weg“, sagt der Experte.
Eine weitere Sorge, die in Zusammenhang mit der Hitzeperiode steht: der Grundwasserstand in den Gebieten der Düffel. „Aber das ist allgemein in Deutschland ein Problem“, sagt Cerff. Groß seien die Sorgen im Bezug auf den Rhein. „Der fließt inzwischen viel schneller durch das Gebiet. Dadurch wird in den Flüssen in der Düffel viel aus dem Wasser abgetragen, beispielsweise Kies.“Dadurch würden im Fluss Lücken entstehen, die jedoch nicht wieder aufgefüllt würden.
Allgemein ist Cerffs Prognose bezüglich der Feuchträume nicht positiv. „Es gibt in Deutschland praktisch keine Feuchtgebiete mehr, die nicht unter der Trockenheit leiden.“Deshalb sei das Phänomen in der Düffel auch keineswegs überraschend.
„Letztendlich leiden aber noch viele weitere Tiere unter den Bedingungen, von denen man nichts mitbekommt“, sagt Cerff warnend. Kleinere Lebewesen wie Zikaden oder Ähnliches. „Die werden leider kaum untersucht, weil das Land, dass dafür zuständig ist, wenig in dieses Vorhaben investiert.“So sei auch die große Statistik über das Insektensterben aus Krefeld „großteils nur von Ehrenamtlichen gemacht worden“. „Wir würden auch gerne wissen, wie es um die anderen, kleineren Tiere steht. Aber 95 Prozent werden erst gar nicht angeguckt.“Dafür könne man aktuell nur auf die Arbeiten von Universitäten oder Hochschulen zurückgreifen.