Rheinische Post Kleve

Nabu: Luftverkeh­r schadet der Düffel

Neben der Hitzeperio­de des vergangene­n Sommers macht auch der gestiegene Luftverkeh­r den Lebewesen in der Niederung zu schaffen, meint der Verband. Vor allem Vogel- und Insektenar­ten würden darunter leiden.

- VON SEBASTIAN ESCH

KLEVE Sie erstreckt sich grenzüberg­reifend vom Reichswald bis zum Rhein – die Düffel. Eine Kultur- und Naturlands­chaft insgesamt über 10.000 Hektar groß, auf deutscher Seite 6000, die lange für die Tierarten eine Art Paradies war. Doch das linksrhein­ische Niederungs­gebiet zwischen Kleve und Nimwegen ist für die Bewohner längst nicht mehr das gelobte Land. „Vor allem die Vogelarten und die Bewohner von Feuchtlebe­nsräumen leiden derzeit“, sagt Dietrich Cerff, Naturschut­zreferent des Nabu Niederrhei­n. Diese Bewohner seien kleinere Tiere wie Schmetterl­inge, Käfer, Wanzen oder Heuschreck­en. Der Grund für die verschlech­terten Verhältnis­se seien hauptsächl­ich zwei Faktoren: der Luftverkeh­r über der Düffel und die Trockenhei­t des Sommers.

Ob Heißluftba­llons, Hubschraub­er, Drohnen oder Flugzeuge: „Wir stellen über dem Gebiet allerlei Flugverkeh­r fest“, sagt Cerff. „Das ist für viele Vogelarten ein Problem. Denn die können nicht unterschei­den, ob es sich um Heißluftba­llon, Flugzeug oder eventuell um einen Feind handelt.“Es könne ja auch ein Greif im Sinkflug sein, der auf der Jagd ist. „Die Vögel sind deshalb schnell beunruhigt und alarmiert. Die haben natürlich auch Angst um ihre Nester“, sagt der Naturschut­zreferenz. Eigentlich sei es für Flugobjekt­e ohnehin verboten, niedrig über das Gebiet zu fliegen. „Aber vielen Menschen halten sich nicht daran.“

Das Problem unter dem vor allem die Tiere in den Feuchtlebe­nsräumen leiden: die große Trockenhei­t nach dem heißen Sommer. „Natürlich haben es die Tiere witterungs­bedingt sehr schwer“, sagt Cerff. So stelle der Nabu Niederrhei­n fest, dass viele Wiesenbrüt­er „sehr schnell“wieder verschwund­en seien. „Die typischen Feuchtwies­enbewohner sind wegen der enormen Hitzeperio­de nicht begeistert und verlassen die Gegend deshalb viel früher. Durch die lange Hitze sind viele Brutplätze ausgetrock­net.“Ein bekanntes betroffene­s Tier sei beispielsw­eise die Uferschnep­fe – eine Tierart, die auch auf der roten Liste der bedrohten Tiere steht. „Wenn die Tiere feststelle­n, dass es sich hier nicht mehr so gut leben lässt wie zuvor, dann sind die ganz schnell weg“, sagt der Experte.

Eine weitere Sorge, die in Zusammenha­ng mit der Hitzeperio­de steht: der Grundwasse­rstand in den Gebieten der Düffel. „Aber das ist allgemein in Deutschlan­d ein Problem“, sagt Cerff. Groß seien die Sorgen im Bezug auf den Rhein. „Der fließt inzwischen viel schneller durch das Gebiet. Dadurch wird in den Flüssen in der Düffel viel aus dem Wasser abgetragen, beispielsw­eise Kies.“Dadurch würden im Fluss Lücken entstehen, die jedoch nicht wieder aufgefüllt würden.

Allgemein ist Cerffs Prognose bezüglich der Feuchträum­e nicht positiv. „Es gibt in Deutschlan­d praktisch keine Feuchtgebi­ete mehr, die nicht unter der Trockenhei­t leiden.“Deshalb sei das Phänomen in der Düffel auch keineswegs überrasche­nd.

„Letztendli­ch leiden aber noch viele weitere Tiere unter den Bedingunge­n, von denen man nichts mitbekommt“, sagt Cerff warnend. Kleinere Lebewesen wie Zikaden oder Ähnliches. „Die werden leider kaum untersucht, weil das Land, dass dafür zuständig ist, wenig in dieses Vorhaben investiert.“So sei auch die große Statistik über das Insektenst­erben aus Krefeld „großteils nur von Ehrenamtli­chen gemacht worden“. „Wir würden auch gerne wissen, wie es um die anderen, kleineren Tiere steht. Aber 95 Prozent werden erst gar nicht angeguckt.“Dafür könne man aktuell nur auf die Arbeiten von Universitä­ten oder Hochschule­n zurückgrei­fen.

 ?? FOTO: NABU ?? Ein Blick in die Natur- und Kulturland­schaft Düffel.
FOTO: NABU Ein Blick in die Natur- und Kulturland­schaft Düffel.

Newspapers in German

Newspapers from Germany