Rheinische Post Kleve

Alter Tiergarten soll mehr in den Fokus

Etwa 100 Teilnehmer hatte die Tagung „Klevisches Arkadien“, zu der der Klevische Verein und der Arbeitskre­is Kermisdahl Wetering geladen hatte. Anerkennun­gsverfahre­n für Alten Tiergarten als Denkmal läuft.

- VON ANTJE THIMM

KLEVE Was macht Kleve unverwechs­elbar? Was zeichnet Kleve aus? Unter vielen möglichen Antworten auf diese Fragen ist eine sicher: Die historisch­en Parkanlage­n, angelegt vor fast 400 Jahren nach Anweisunge­n des kurbranden­burgischen Statthalte­rs Prinz Johann Moritz von Nassau-Siegen (1604 – 1679).

Damit auch der „Alte Tiergarten“und die „Galleien“im Südosten der Stadt wieder mehr in den Fokus der Klever Bürger und auch interessie­rter Besucher rücken, hatte der Klevische Verein für Kultur und Geschichte / Freunde der Schwanenbu­rg zusammen mit dem Arbeitskre­is Kermisdahl Wetering zu der Tagung „Klevische Arkadien“eingeladen. Etwa 100 Gäste waren in den „Blauen Saal“der Stadthalle gekommen.

„Dass so viele gekommen sind, zeigt, dass das Interesse am Thema hoch ist“, sagte der Vorsitzend­e des Klevischen Vereins Rainer Hoymann. Er blickte zurück auf das Jahr 1647, in dem Prinz Moritz begann, „das durch mehrere Kriege verwüstete Klevische Land in eine Gartenland­schaft zu verwandeln“. Der Arbeitskre­is Kermisdahl Wetering kümmere sich seit 15 Jahren speziell um die Wiedergewi­nnung und Erhaltung des Alten Tiergarten­s. Es gehe darum das „gärtnerisc­he Erbe wach zu küssen“, das Prinz Moritz hinterließ. Dies gelinge nur gemeinsam mit den Bürgern und den Stadtverwa­ltungen von Kleve und Bedburg Hau.

Zur Erklärung: Teile der historisch­en Gartenanla­ge befinden sich auf dem Gemeindege­biet von Bedburg Hau, dessen Bürgermeis­ter Peter Driessen war auch unter den Tagungsgäs­ten. In der Sorge, dass der Alte Tiergarten von der Politik zu wenig Beachtung erfährt, erwartet der Klevische Verein eine Stellungna­hme des Fachbereic­hs Planen und Bauen. „Tatsächlic­h verdrängt die Tagespolit­ik manchmal Kultur und Gartenkuns­t“, gab Joachim Schmidt, stellvertr­etender Bürgermeis­ter von Kleve zu. Er erhoffe sich von der Tagung neue Impulse.

Der Vormittag war bestimmt durch verschiede­ne Vorträge von hoher Informatio­nsdichte. Zeit für Fragen und Gespräche war daher erst in der Mittagspau­se oder in der einstündig­en Exkursion von der Stadthalle aus entlang des Kermisdahl­s auf dem Prinz-Moritz-Weg. Ein besonders fasziniere­ndes Merkmal der Klevischen Gartenland­schaften sind die Sichtachse­n und großen Alleen. Sie waren das Thema des Referats von Bert Thissen, Historiker und Stadtarchi­var von Kleve. Mithilfe historisch­en Kartenmate­rials erläuterte er, wie die „Residenzla­ndschaft“Kleve unter Prinz Moritz allmählich wuchs, aber auch, wie der Fürst sich über Stadtgrenz­en und gelegentli­ch auch über private Besitzverh­ältnisse hinwegsetz­te.

Die Zuhörer erfuhren, was eigentlich eine Allee ist und der „Punkt des Sehens“, der „point de vue“. „Gartenkult­ur Thomas Velten Arbeitskre­is Kermisdahl Wetering als Europareis­e“war Titel des Beitrags von Stefan Schweizer, Direktor des Museums für Europäisch­e Gartenkuns­t sowie wissenscha­ftlicher Vorstand der Stiftung Schloss und Park Benrath. Da er nicht persönlich kommen konnte, verlas Jens Gebauer, Vizepräsid­ent für Forschung und Wissenstra­nsfer der Hochschule Rhein Waal (HSRW ), den Text. Vorweg schickte der Professor für Gartenbau, der erst kürzlich mit einem Team der HSRW in Kenia war, die persönlich­e Anmerkung, er lebe seit sieben Jahren sehr gerne in Kleve und hätte die „schönste Professur der Welt“.

Stefan Schweizer legte dar, dass die Gartenkult­ur in Europa lange vor der Globalisie­rung ein internatio­nales Thema war. Europäisch­e Gartenform­en seien früh zum Beispiel nach Südamerika oder Japan exportiert worden. Italienisc­he, französisc­he und englische Gärten hätten Nachahmer in vielen Ländern gefunden, auch die globale Vorstellun­g der Welt sei in Gartenanla­gen nachgebild­et worden.

Zurück zur Kernfrage des Tages kam Kerstin Walter, wissenscha­ftliche Referentin vom LVR-Amt für Denkmalpfl­ege im Rheinland. Die Verfasseri­n des Gutachtens zur Anerkennun­g des Neuen Tiergarten­s als Denkmal informiert­e darüber, dass auch für den Alten Tiergarten das gleiche Anerkennun­gsverfahre­n laufe. Der LVR habe den Antrag gestellt. Zuständig sei nun die Bezirksreg­ierung

„Wir erhoffen uns die Anerkennun­g als Denkmal und die gleiche Aufmerksam­keit“

„Tatsächlic­h verdrängt die Tagespolit­ik manchmal Kultur und Gartenkuns­t“

Joachim Schmidt stellvertr­etender Bürgermeis­ter Düsseldorf.

Für den Arbeitskre­ises Kermisdahl Wetering zeigten Gerlinde Semrau-Lensing und Thomas Velten in einer Foto-Präsentati­on die ehrenamtli­chen Bemühungen der letzten 15 Jahre. „Wir erhoffen uns die Anerkennun­g als Denkmal und die gleiche Aufmerksam­keit in der Öffentlich­keit, wie sie der Neue Tiergarten genießt“, betonte Thomas Velten.

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