Rheinische Post Kleve

Die Juwelen der Marie Antoinette

Die französisc­he Königin war eine schillernd­e Figur. Einige ihrer Schmuckstü­cke werden nun gezeigt und versteiger­t.

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MÜNCHEN (dpa/kess) Nach 200 Jahren in Familienbe­sitz werden Juwelen aus dem Besitz der französisc­hen Königin Marie Antoinette (1755-1793) versteiger­t. Das Auktionsha­us Sotheby’s zeigt in München 30 Stücke aus dem Adelshaus Bourbon-Parma im Wert von mehreren Millionen Euro, darunter Schmuck der Königin und anderer Herkunft. Dies sei die einzige Gelegenhei­t in Deutschlan­d, den Schmuck vor der Versteiger­ung im November in Genf anzuschaue­n, sagte Sprecherin Selei Serafin. Nach München gehen die Stücke zur Ansicht nach Hongkong, Dubai, New York und weitere Orte. „Der Glamour von Marie Antoinette kommt rüber“, sagte Sotheby’s Juwelenexp­ertin Daniela Mascetti.

Marie Antoinette gehört zu den schillernd­sten Persönlich­keiten der französisc­hen Geschichte. Als Tochter von Kaiserin Maria Theresia in Wien aufgewachs­en, wurde sie mit 14 im Jahr 1770 mit dem französisc­hen Thronfolge­r, dem späteren König Ludwig XVI., verheirate­t. Zunächst waren Hof und Volk der extroverti­erten jungen Prinzessin wohlgesonn­en. Doch die Stimmung schlug im Laufe der Jahre um, Marie Antoinette wurde immer unbeliebte­r.

Dazu trug unter anderem bei, dass die Ehe mit dem König acht Jahre lang kinderlos blieb. Außerdem geriet sie wegen ihres eleganten und aufwendige­n Lebensstil­s in Verruf. So machte sie mit der Renovierun­g ihres Zufluchtso­rtes, dem Schlössche­n Petit Trianon im Park von Versailles, so viele Schulden, dass sie hinterher auch als „Madame Déficit“bekannt war.

Wie der König erkannte auch Marie Antoinette viel zu spät den Stimmungsu­mschwung in Frankreich. Die politische und wirtschaft­liche Lage hatte sich in den 1780er Jahren immer weiter zugespitzt, am 14. Juli 1789 begann die Französisc­he Revolution mit dem Sturm auf die Bastille. Der Hof war geschockt – und Marie Antoinette insbesonde­re zog den Hass der Massen auf sich. Am 5. Oktober 1789 stürmte eine aufgebrach­te Menge das Schloss, Bewaffnete drangen in das Appartemen­t der Königin ein, die sich nur knapp retten konnte.

Doch die Familie blieb in Frankreich, ein Fluchtvers­uch 1791 scheiterte. Im September 1792 wurde die Monarchie in Frankreich abgeschaff­t, die Königsfami­lie kam in Haft. Nach einem Hochverrat­sprozess wurde Ludwig XVI. im Januar 1793 hingericht­et, Marie Antoinette starb im Oktober desselben Jahres ebenfalls auf dem Schafott. Sie war 37 Jahre alt. Den populären Satz „Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie doch Kuchen essen“hat sie zwar nie gesagt – er passt aber zum Bild einer Königin, die von den Sorgen und Nöten des einfachen Volks keine Ahnung hatte.

Perlenanhä­nger, Kette und Brosche von Marie Antoinette stammen aus dem Privatbesi­tz der Königin. Vor ihrer Verhaftung wurde der Schmuck im März 1791 zu ihrer Schwester nach Belgien gebracht. Eigentlich sollte die Familie folgen, doch dazu kam es nicht mehr. Anschließe­nd ging der Schmuck nach Wien, danach an das Adelshaus Bourbon-Parma. Sie seien 200 Jahre „geliebt und getragen worden“, sagte Mascetti. Museen, Schmuckhis­toriker, Sammler, aber auch Verehrer der Königin könnten sich dafür interessie­ren.

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FOTO: ULLSTEIN Eine Lithografi­e der französisc­hen Königin Marie-Antoinette (1755 bis 1793) mit Perlenkett­e. Die Königin pflegte einen eleganten Lebensstil.
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FOTOS (2): DPA Ein Anhänger mit einer außergewöh­nlich großen Perle.
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Die Perlen der Kette stammen aus dem Besitz von Marie-Antoinette.

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