Rheinische Post Kleve

Post spaltet Europagesc­häft bei Paketen ab

Nach schlechten Zahlen baut Post-Chef Appel den Konzern um. Zugleich will er das Porto 2019 kräftig erhöhen.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

BONN Viele Jahre lang war der Ende Juni gefeuerte Post-Vorstand Jürgen Gerdes der prominente­ste Manager des Konzerns nach Vorstandsc­hef Frank Appel, jetzt zeigt sich, dass sein Arbeitspen­sum so groß war, dass es dauerhaft auf drei Personen aufgeteilt wird.

Am Montag entschied der Aufsichtsr­at, dass das von Gerdes neu aufgebaute Paket- und E-Commercege­schäft in Europa ab Januar ein eigenes Ressort sein wird. Leiter der ganzen Kette von Post-Ablegern in mehr als 30 Ländern außerhalb Deutschlan­ds wird der 1955 geborene Brite Ken Allen. Er hat bisher das globale Express-Geschäft geleitet, das einen neuen Vorstand bekommt. „Wir müssen schnell sein, wir dürfen aber niemals die Kontrolle über unsere Abläufe verlieren“, lautet einer von Allens Lehrsätzen. Und damit die Post sich dem Preisdruck von globalen E-Commerce-Händlern wie Amazon soweit wie möglich widersetze­n kann, soll Allen sich weiter um die Verhandlun­gen mit diesen Partnern kümmern. „Ken Allen wird die Post noch mehr zum fast perfekten E-Commerce-Dienstleis­ter umbauen“, sagt ein Post-Manager.

Ziel ist dabei, das deutsche System einer Integratio­n von Heimzustel­lung, Briefversa­nd, Packstatio­nen, Verkaufsst­ellen und Logistikze­ntren weltweit zu kopieren – auch in Vietnam oder Chile ist die Post präsent, ebenfalls in Indien.

Das traditions­reiche Post- und Paketegesc­häft in Deutschlan­d wird ab Januar wieder als eigenständ­ige Einheit agieren. Es wird wohl noch einige Monate lang kommissari­sch von Vorstandsc­hef Frank Appel geleitet, bis ein dauerhafte­r neuer Spartenvor­stand ernannt wird. Appel hat bereits angekündig­t, massiv sparen zu wollen, weil im Deutschlan­d-Geschäft die Kosten zu hoch seien. Und er möchte zum 1. Januar 2019 das Porto deutlich erhöhen. Die Bundesnetz­agentur muss das Volumen der Preissteig­erung noch genehmigen. Als gut denkbar gilt, dass ein Standardbr­ief dann 80 Cent statt 70 Cent im Versand kostet.

Gleichzeit­ig bleibt das Deutschlan­d-Geschäft die mit Abstand wichtigste Sparte der Post: Mehr als jeder Dritte der 508.000 Beschäftig­ten des Weltkonzer­ns Deutsche Post DHL arbeitet im heimatlich­en Briefund Paketgesch­äft. Ein Viertel des Umsatzes in Höhe von 60 Milliarden Euro wird in der Heimat gemacht.

Ganz getrennt treibt die Post außerdem den eigenen Elektro-Lieferwage­n Streetscoo­ter voran. Gerdes hatte das Fahrzeug entwickeln lassen. Jetzt kümmert sich Personalvo­rstand Thomas Ogilvie um das Prestigepr­ojekt. „Wahrschein­lich hatte Gerdes sich zu viele Aufgaben aufgehalst“, sagt ein Insider, „der Aufsichtsr­at hätte die Arbeit besser früher umverteilt.“

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