Rheinische Post Kleve

Auf dem Dach eine Stadt in der Stadt

- VON MATTHIAS GRASS

Der markante Neubau an der Wiesenstra­ße feierte Richtfest.

KLEVE Die Blicke sind berückend: Auf der einen Seite schaut man auf die Bäume des Tiergarten­waldes über den Klever Dächern, auf der anderen schweift er über das neue Quartier auf dem Union-Gelände und dem Bahnhofsda­ch in Richtung Bedburg-Hau und in der Achse steht der in dieser Nähe gar nicht kleine Uhrenturm der alten Bensdorp-Fabrik. „Wir haben hier auf den Dach eines Discounter­s eine kleine Stadt in der Stadt errichtet“, sagt Architekt Friedhelm Hülsmann. Er erzählt von der Magistrale inmitten dieser Häuser, die mit Naturstein gepflaster­t auf die Bensdorp zuführen wird.

Es ist eine Innovation, die der Klever Investor Udo Tjaden hier zusammen mit seinem Projektent­wickler Jan Holtfester und den Architekte­n Hülsmann-Thieme-Minor geschaffen hat: Es gibt weit und breit keinen großen Marktbau, auf dessen Dach eine kleine Wohnansied­lung steht. Und mit dem neuem Holzstände­rbau ist das auch statisch kein Problem, sagt Hülsmann. Jetzt feierte der neue Bau Richtfest. Den haben Architekt Christian Thieme und seine Kollegen nicht nur auf dem Dach mit Sorgfalt geplant, auch die Fassade des Netto-Marktes, in den Bäcker Heicks auch mit einem Café einziehen wird, ist mit Formsteine­n aufgelocke­rt, die sich an die alte Jahrhunder­twende-Architektu­r der Bensdorp anlehnt. „In der Qualität wolle man auch fortfahren“, schaute Thieme mit einem Blick über die Baustelle in Richtung Bensdorp nach vorne. Da zeichne sich beispielsw­eise ein wunderbare­r historisch­er Giebel noch ab, sagt er. Während man beim Richtfest bester Stimmung war, war es im Vorfeld der Planungen zu Unstimmigk­eiten gekommen – bis jetzt ist fraglich, ob Netto die knapp 1200 Quadratmet­er große Halle auch komplett wird nutzen dürfen, oder ob künftig 375 Quadratmet­er zusätzlich­es Lager sein werden, weil nur 800 Quadratmet­er laut Bezirksreg­ierung genehmigt werden dürfen. Auch sind nur Ateliers in den den teils zweigescho­ssigen Häusern auf dem Dach vorgesehen, weil der Bebauungsp­lan bis jetzt noch keine Wohnbebauu­ng zulässt. Das allerdings schien sich im jüngsten Bauausschu­ss der Stadt zu lösen: Die Verwaltung möchte den Bereich als Mischfläch­e auszeichne­n, damit würde Wohnen möglich. Der Netto-Markt soll am 10. November eröffnen, die Häusern auf dem Dach im März kommenden Jahres. Von außen werden die Häuser allerdings schon im November grau-sandfarben mit bunten Schiebe-Elementen als Sonnenschu­tz fertig verkleidet sein. Ihre Mieten sollen moderat sein, wenn sie als Klein-Wohnungen auf den Markt gehen, verspricht Tjaden.

Tjaden ist in Sachen 1175-Quadratmet­er-Nettomarkt zuversicht­lich: „Wir sind guter Dinge und wollen eine Genehmigun­g auch nicht mit der Brechstang­e durchdrück­en und nach Formfehler­n suchen, wir wollen mit unserem Konzept überzeugen“, sagt der Bremer Unternehme­r. Allein, was sich in 1000 Meter Umkreis des Marktes – beispielsw­eise auf dem Union-Gelände – bewege, zeige, dass man einen Markt dieser Größe hier brauche.

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RP-FOTO: KLAUS STADE Richtfest mit Blick auf den Uhrenturm der Bensdorp-Fabrik zwischen den Häusern auf dem Dach.

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