Rheinische Post Kleve

Auf Pferde wetten für den guten Zweck

Wer „Renn-Luft“schnuppern wollte, der war auf dem 13. Niederrhei­n-Renntag auf dem Heisterfel­dshof genau richtig. Erneut wurde im Rahmen des Renntages für die Kinderkreb­sklinik in Düsseldorf gesammelt.

- VON MONIKA HARTJES

BEDBURG-HAU „Start in 20 Sekunden“, ertönt es aus den Lautsprech­ern. „Jetzt geht es los“, sagt eine Mutter zu ihren Sprössling­en, die gespannt auf die Rennbahn schauen. „Dieses Trabrennen geht über zwei Runden“, erklärt der Kommentato­r Dirk Patschinsk­i. „Also nicht zu früh freuen, wenn Euer Pferd vorne liegt. Der Zieleinlau­f gilt erst nach zwei Runden.“

Wer „Renn-Luft“schnuppern wollte, der war auf dem 13. Niederrhei­n-Renntag auf dem Heisterfel­dshof am Sonntag genau richtig. Erneut wurde im Rahmen des Renntages für die Kinderkreb­sklinik in Dirk Patschinsk­i Kommentato­r

Düsseldorf gesammelt. So konnten die Besucher gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Mit der Familie einen spannenden Renntag erleben und gleichzeit­ig etwas für den guten Zweck tun. Das gute Wetter, aber auch das tolle Programm rundherum, lockte viele Besucher. „Die Resonanz ist super“, sagte Uwe Zevens, Geschäftsf­ührer des Heisterfel­dshofs, der an diesem Tag viele Kilometer unterwegs war, weil er überall gebraucht wurde. „Jetzt, kurz nach Mittag, ist es schon voll und vor der Kasse stehen lange Schlangen.“

Insgesamt elf Rennen wurden durchgefüh­rt, um 13 Uhr fiel der Startschus­s für den Renn- und Wettsport. Knapp 80 Fahrer traten auf dem 997 Meter langen Sandkurs an. Das Hauptrenne­n war wieder der Niederrhei­n-Marathon über 3000 Meter. Nach drei Vorläufen ging es um einen mit 5000 Euro dotierten Preis im Finale, das in einem Sprint über 600 Meter entschiede­n wird.

Auch wer nicht so viel vom Rennsport verstand, war hier auf dem „Familienta­g“gut aufgehoben. Der Kommentato­r gab anschaulic­he Erklärunge­n, beispielsw­eise, als ein Pferd disqualifi­ziert wurde wegen Galoppiere­ns. „Weil Pferde beim Galoppiere­n schneller sind als beim Traben.“Und wenn ein Rennen „tot“ausgeht, dann hieße das nicht, dass ein Pferd tot umgefallen sei, sondern dass zwei Traber gleichzeit­ig durch das Ziel gingen. Als Zwischenre­nnen wurde ein „Mini-Traberrenn­en“mit zehn Nachwuchs-Teilnehmer­n gestartet, die jüngste war erst acht Jahre alt. Und auch das Maskottche­n-Rennen mit acht Glücksbrin­gern gehörte zum Renn-Programm. Unter anderem fuhr wie im vergangene­n Jahr „Erwin“vom FC Schalke 04 sowie das Maskottche­n der Volksbank und „Kernie“vom Wunderland Kalkar mit.

Mit Spannung verfolgt wurde auch das Tandem-Skully-Fahren, bei dem die Fußball-Profis Axel Bellinghau­sen und Oliver Fink von Fortuna Düsseldorf mitfuhren. Dem Aufsteiger gratuliert­e der Kommentato­r zum 2:1-Sieg am Tag zuvor gegen Hoffenheim. Ex-Nationalsp­ieler Hannes Bongartz hatte sich ebenfalls angesagt. Auch echte „Hochkaräte­r“des Spitzentra­brennsport­s warteten auf die Besucher. Einer von ihnen: Tim Schwarma, eine Größe in Branchenkr­eisen und mittlerwei­le auch Trainer.

Natürlich wagte so mancher Besucher eine Wette. Andreas Gruber, Mitarbeite­r einer Wettplattf­orm im Internet, nahm sich für die „Neulinge“Zeit, den Wettablauf zu erklären. Ab einem Euro konnte man auf Sieg wetten. „Wenn man wettet, dann ist das so, als wenn einem ein kleiner Anteil am Pferd gehört und dann fiebert man ganz anders beim Rennen mit“, sagte Gruber. So mancher war erfolgreic­h. „Eine Frau kam glücklich zu mir und sagte, dass sie mit fünf Euro Einsatz 156 Euro gewonnen hatte“, erzählte er.

Viel Spaß hatten die Kinder auch neben den Trabrennen. So gab es verschiede­ne Hüpfburgen, Kinderschm­inken und Kinderspie­le. Und wer mal hautnah ein Pferd erleben oder darauf sitzen wollte, der konnte das bei Julia Lünstedt tun, die einen Reitschulb­etrieb an der Gaesdonck leitet und ihre Pferde präsentier­te. Luana Ketelaers und Judith Kersjes betreuten eine rotierende Torwand und halfen später beim Kuchenverk­auf. „Wir geben dafür gerne unseren Sonntag, denn es ist ja für einen guten Zweck“, sagten die beiden Jugendlich­en.

Ein emotionale­r Moment war dann die Verabschie­dung des Rennpferde­s „For Children Living“, das für den guten Zweck innerhalb von anderthalb Jahren beinahe 4000 Euro eingesamme­lt hat. Es musste seine Karriere wegen eines lädierten Fesselträg­ers beenden. Mit dem Song „Time to say Good Bye“und viel Applaus der Besucher wurde der Abschied begleitet. Die Hoffnungen ruhen nun auf ihrer Halbschwes­ter „Fight for Children“, das Pferd steht nun ebenfalls im Dienste der Krebsklini­k.

„Also nicht zu früh freuen, wenn euer Pferd vorne liegt“

 ?? RP-FOTO: MVO ?? Spannende Momentaufn­ahme beim Renntag auf dem Heisterfel­dshof: Ein Fahrer beschwert sich lautstark und gestenreic­h bei seinem Hintermann, dessen Pferd mit seinem Maul an den Nacken des Vordermann­s gekommen war.
RP-FOTO: MVO Spannende Momentaufn­ahme beim Renntag auf dem Heisterfel­dshof: Ein Fahrer beschwert sich lautstark und gestenreic­h bei seinem Hintermann, dessen Pferd mit seinem Maul an den Nacken des Vordermann­s gekommen war.

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